Bei der jüngsten Drückjagd im Herrenberger Stadtwald haben die Jäger 14 Wildschweine, ein Reh und einen Fuchs geschossen. Beim Abschluss an der Rosshauhütte wurden die erlegten Tiere durch die Jäger geehrt.

Herrenberg - Auch wenn am Samstag im Herrenberger Stadtwald deutlich weniger Wildschweine erlegt wurden als bei früheren Drückjagden – bei einer Rekordjagd wurden mehr als 50 Wildschweine geschossen – , so war der Jagdleiter Wolfgang Wacker am Ende der jüngsten Drückjagd insgesamt doch recht zufrieden: Ein Reh, 14 Schwarzkittel und einen Fuchs haben die Jäger bei der auf zweieinhalb Stunden begrenzten Jagd geschossen, „und es ist sonst nichts passiert“, sagt Wacker zufrieden. Denn der passionierte Jäger weiß, dass selbst die Absperrungen der Waldwege mittels rot-weißem Band sowie das Aufstellen von Hinweisschildern manchen Naturfreund nicht davon abhält, während der Jagd in dem Waldgebiet nach Erholung zu suchen. Wacker bläute den insgesamt 54 Jägern, die am Samstagvormittag im Einsatz waren, daher vor Beginn der Jagd ein, dass jeder Jäger für seine Schüsse verantwortlich ist und nur geschossen werden darf, wenn für keine Person eine Gefahr besteht. „Sicherheit geht vor allem“, so Wacker. Als Verantwortlicher für die Jagd erklärte er unmissverständlich: „Jetzt gilt bis zum Ende der Jagd absolute Diktatur. Was ich sage, das gilt!“ Und Widerspruch werde nicht akzeptiert.

 

Fernschüsse sind nicht erlaubt

Wacker hat außerdem allen klar gemacht, dass keine Fernschüsse abgegeben werden dürfen, dass nur bleifreie Munition zum Einsatz kommen darf und jeder Schuss, „ob Treffer oder nicht“, auf einem grünen Raportschein vermerkt werden muss. Ferner müsse jeder, ob Jäger oder Treiber, eine Warnweste in Signalfarbe tragen. „Und nach zwei Fehlschüssen wird aufgehört zu schießen“, so Wacker. Er wolle am Ende nicht, wie bei einer früheren Jagd, zerschossenes Wild zu Gesicht bekommen, weil Jäger wie im Schießkino agiert hätten. Die Weidmänner, die zuletzt etwas zu intensiv geschossen hätten, seien diesmal daher auch nicht zur Jagd eingeladen worden.

„Sorgfältig ansprechen, beherzt schießen“, lautete Wackers knappe und klare Anweisung, die – so resümiert er am Ende der Drückjagd bei der Rosshauhütte – gut befolgt wurde. An der Hütte wurde das erlegte Wild von den Jägern aufgebrochen, präsentiert und geehrt, bevor die Jagdhornbläser mit ihrem Signal zum Essen einluden und Wacker die am Morgen deklarierte Diktatur wieder aufhob. „Jetzt kann jeder wieder sagen und machen, was er will“, sagt der Jagdleiter mit einem Augenzwinkern.

Schießnachweise und Jagdscheine überprüft

Bevor die acht Jäger, die in der Herrenberger Regiejagd nach dem Rechten sehen, mit ihren 46 zur Unterstützung eingeladenen Jägern zu den zuvor festgelegten Jagdpunkten aufbrechen, überprüft Wacker mit einem Helfer die Jagdscheine und Schießnachweise aller Jäger. Gemeinsam mit dem „Alterspräsidenten Stefan Simon“, so Wacker, gab er den Jägern auch Rotwild, Rehwild, Schwarzwild, also Wildschweine, und Raubwild, sprich Füchse, zur Jagd frei. Nicht geschossen werden dürfe indes auf die beiden „gehörnten Geißen, die seit Jahren im Herrenberger Stadtwald unterwegs sind“. Eine von ihnen trage sogar ein Glöcklein um den Hals.

Keine Belastung durch Cäsium

Nach der Jagd und der Nachsuche, bei der eine Reihe von Jägern nach möglicherweise angeschossenen Tieren Ausschau hält, wurden bei der Rosshauhütte unweit des Jagdhauses, wo am Morgen die Einweisung stattfand, auch Gewebe- und Blutproben von den zur Strecke gebrachten Tieren genommen. Anhand dieser wird ermittelt, ob das Fleisch unbedenklich für den Verzehr ist. Anders als in Teilbereichen des Schwarzwalds gebe es im Schönbuch glücklicherweise keine erhöhte Cäsium-Belastung in der Folge des Reaktorunglück von Tschernobyl im Jahr 1986.

Die im Stadtwald gejagten Tiere seien „stets von bester Qualität“ gewesen, sagt Wacker. Ein Teil der Tiere werde von den Jägern selbst verwertet, ein Teil gehe schnell in die heimische Gastronomie. „Die warten schon ganz sehnsüchtig darauf“, sagt der Jäger Wolfgang Zinser, einer der acht Jäger, die im Stadtwald regelmäßig auf die Jagd gehen.