22 Künstler haben sich an der diesjährigen Ausstellung zugunsten des Drogenhilfevereins Release im Foyer der EnBW an der Schelmenwasenstraße beteiligt.

Fasanenhof - Es mag der pure Zufall sein: Unter den Jahresgaben, mit denen sich 22 Künstlerinnen und Künstler an der diesjährigen Ausstellung von „Release und Kunst“ in der EnBW beteiligen, sind etliche Arbeiten mit tierischen Motiven. Die gebürtige Stuttgarterin Anna Ingerfurth beispielsweise hat ihrer Heimatstadt eine witzige Collage gewidmet: Vor dem Hintergrund des Neuen Schlosses flanieren Spaziergänger, denen die Künstlerin Pferdeköpfe aufgesetzt hat. „Sie spielt ironisch mit dem ursprünglichen Kontext, dem Stutengarten“, erläutert der Kurator Horst Merkle. Der Galerist ist Vorstandsmitglied des Stuttgarter Drogenhilfevereins Release und hat gemeinsam mit Geschäftsführer Ulrich Binder die „Jahresgaben 2016“ vorbereitet.

 

Seit mehr als 20 Jahren gibt es diese Verkaufsausstellung, deren Erlös je zur Hälfte den beteiligten Künstlern und dem Stuttgarter Drogenhilfeverein zugutekommt. Zum 17. Mal ist die Schau zu Gast bei der Energie Baden-Württemberg AG, zum dritten Mal im Foyer des Hauptgebäudes an der Schelmenwasenstraße. Die Techniken sind vielfältig: es gibt Gemälde, Collagen, Fotografien, Gouachen, Linolschnitte, Lithografien, Objekte, Radierungen, Serigrafien, Siebdrucke und Zeichnungen.

Die Altersspanne der Teilnehmer ist groß. Der älteste noch lebende Künstler, Artur Aeschbacher, ist 93 Jahre alt. Eine der jüngeren Künstlerinnen, Karin Brosa, ist Jahrgang 1978. Sie hat ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart vor zwei Jahren abgeschlossen und komplexe Farbradierungen beigesteuert. „Tiefgang“ heißt ihre Radierung, die einen Mann, zeigt, der an einem Reifen in der Luft hängt und im Begriff ist, in ein Meer von roten Kugeln zu tauchen. „Für mich ist er ein Gefangener, der auch verschütt gehen könnte“, bietet Horst Merkle eine Interpretationsmöglichkeit an. Auch das grau-schwarze Meer mit toten Fischen, über denen ein leerer Rettungsring leuchtet, fasziniert den Kurator.

Schon wenige Tage nach der Vernissage sind nicht wenige der Kunstwerke mit einem roten Punkt versehen: schon verkauft. Die Bilder von Arthur Aeschbacher zum Beispiel fanden schnell Interessenten. „Der 93-Jährige aus Paris gehörte in den 50er-Jahren zu den Plakatabreißern, und seine Collagen sind heute wieder interessant“, sagt Horst Merkle.

Richard Mortensen war in den 60er-Jahren ein hoch angesehener Künstler aus Dänemark. „Er ist ein bisschen in Vergessenheit geraten“, bedauert der Kurator und freut sich über das neu erwachte Interesse an dessen Gouachen und Siebdrucken. Auch Stefan Moses ist schon ein älteres Semester. Der Münchner hat als Theaterfotograf in Weimar begonnen und wurde bekannt durch seine Arbeiten für populäre Zeitschriften wie den „Stern“. Seine dokumentarischen Porträts von Menschen und Berufen (in der Ausstellung ist ein Bodypainter bei der Arbeit zu sehen) machten ihn einem größeren Publikum bekannt.

Seine Darstellung des Schriftstellers Erich Kästner zeigt auch den Fotografen selbst, der sich in einer offenstehenden Fensterscheibe spiegelt. Willy Brandt, den großen, aber nicht unkomplizierten Politiker, hat er in einem ungewöhnlich entspannten Moment erwischt: im Gespräch mit einer Dame im Publikum.

Zu den aktuellsten Arbeiten gehören die des 1983 geborenen Konstanzers Simon Czapla. Er hat eine Reihe von Öl- und Acrylgemälden beigesteuert, die Affen mit Lebkuchenherzen zeigen. Schriften wie „Help me“ oder „Where is my mind“ sorgen für Irritation. Der Stuttgarter Thomas Putze, eigentlich für Holzskulpturen bekannt, ist mit Tuschzeichnungen vertreten. „Er hat sich vom Spieltrieb seiner Modelle anstecken lassen“, sagt der Kurator: Putzes Krähen stehen übergroß auf einem fahrenden Auto, picken schreibend auf ein Blatt Papier, stürzen sich im Flug zu Boden. „Sehr lebendig“, findet Horst Merkle.

Öffnungszeiten: Die Jahresausstellung von Release und Kunst im Foyer der EnBW, Schelmenwasenstraße 15, im Fasanenhof ist bis zum 15. Dezember montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen.