Rund 1,3 Millionen Besucher Menschen kamen 2016 in den zoologisch-botanischen Garten nach Bad Cannstatt – deutlich weniger als im Vorjahr. Was auch daran liegt, dass man die Besucher nun zählt, statt sie zu schätzen. Ein Ausblick: Dieses Jahr sollen wieder Löwen einziehen.

Stuttgart - Die Wilhelma kämpft gegen alternative Fakten, wie das neuerdings heißt. Auch wenn es sie eine Million Besucher kostet. Zumeist überschlagen sich ja die Erfolgsmeldungen von Veranstaltern. Alle wollen mehr: Eine Viertelmillion Gäste beim Faschingsumzug und bei der CSD-Parade, eine halbe Million beim Sommerfest, vier Millionen beim Volksfest. Doch all diese Zahlen sind geschätzt. So wie bisher auch die Besucherzahlen der Wilhelma. Klar, wer eine Tageskarte löste, der wurde eindeutig registriert. Doch die deutschen, österreichischen und schweizer Zoos haben bisher angenommen, der Besitzer einer Jahreskarte käme 20-mal vorbei. Ein Irrtum. Heuer zählte man erstmals alle Besucher und kam auf 1,3 Millionen. Bisher sprach man immer von 2,3 Millionen Besuchern. Mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger.

 

Alle Zoos haben die Erfassung der Besucher umgestellt

Auch bei anderen Zoos seien durch die Bereinigung der Statistik ähnliche Rückgänge zu verzeichnen, sagt Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin. Zürich verzeichnete etwa 1,2 Millionen Besucher. „Früher mag dieser hohe Faktor gepasst haben“, sagt Kölpin, „als Jahreskarten relativ teuer waren, wurden sie intensiv genutzt. Heute rechnen sie sich schon ab dem dritten bis vierten Besuch.“ Eine Jahreskarte kostet 55 Euro. Eine Tageskarte 16 Euro, eine Familienkarte für zwei Erwachsene und die Kinder 40 Euro. Ob es an den Preisen liegt, dass die Wilhelma 8,4 Prozent weniger Tageskarten verkauft hat? Kölpin vermutet, es habe eher an der Baustelle für den Rosensteintunnel „vor unserer Haustür“ und vor allem am Wetter gelegen: „Ostern, Pfingsten und der Sommermonat Juni waren nicht gut.“ 2017 will man die Preise „auf keinen Fall erhöhen“.

Im neuen Jahr sollen auch wieder Löwen einziehen. Dafür gibt es keine Nilpferde mehr zu sehen. Bulle Mike wird umziehen, er soll sein Erbgut anderswo verbreiten. Und Flusspferd Rosi ist dieses Jahr gestorben ebenso Zwergflusspferd Hannibal, das sechs Wochen nach seinem 50. Geburtstag verschied. Es hat zumindest in Zoos noch kein Zwergflusspferd gegeben, das dieses Alter erreicht hat. 50 Flusspferdjahre entsprechen ungefähr 140 Menschenjahren.

Neu eingezogen sind Säbelantilopen

Neu eingezogen sind im vergangenen Jahr die Fetzenseenadeln ins Aquarium. Die sind mit den Seepferdchen verwandt, sehen aber, nun ja, etwas zerrupft aus. So können sie sich wunderbar tarnen. Äußerst seltene Tiere sind die Säbelantilopen. Einst lebten sie im nördlichen Afrika, vornehmlich in der Sahara. Dort sind sie ausgestorben. Nun möchte man in Zoos weltweit die Tiere züchten, um sie wieder auswildern zu können. Auch die Wilhelma beteiligt sich daran und bietet den Säbelantilopen ein neues Zuhause. Die Hirscheber leben noch in freier Wildbahn, aber auch sie sind im Aussterben begriffen, nur noch etwa 4000 Tiere streifen durch die Dschungel Indonesiens. Deshalb freute man sich Anfang dieses Jahres in der Wilhelma ganz besonders, als die Hirscheber Nachwuchs bekamen. Drei Gänsegeier sind umgezogen. Sie leben nun in Bulgarien und sollen dort wieder heimisch werden.

In diesem Jahr feiert man den 50. Geburtstag des Aquarien- und Terrarienhauses sowie die Eröffnung des neuen Hauses für kleine Säugetiere, Vögel und fleischfressende Pflanzen. Der Einzug der Löwen soll einer der Höhepunkte 2017 werden – so das Außengehege der Schneeleoparden rechtzeitig fertig wird. Wenn die Leoparden umziehen, wäre im Raubtierhaus Platz für die Löwen. Ganz sicher gilt aber fürderhin: Auf die Wilhelma kann man zählen.