Das Trio um den israelischen Jazz-Pianisten Omer Klein kann mit Melodien verführen und dabei demonstrieren, was man mit den Harmonien alles anstellen kann.

Stuttgart - Kein Notenblatt passt zwischen die drei israelischen Jazz-Musiker, die sich am Donnerstag im Theaterhaus auf der Bühne verbünden. Präzise und konzentriert verschmilzt ihr vielgestaltiges Spiel zum Organismus im Geiste Esbjörn Svenssons. Der Pianist Omer Klein und der Kontrabassist Haggai Cohen-Milo spielen sich die Themen zu, der Schlagzeuger Amir Bresler akzentuiert souverän, jeder Ton hat seinen Platz im Gesamtgefüge.

 

Rhythmisch verschachtelt kommt „Yemen“ daher, „Josephine“ ist eine lyrische Ballade mit schönen Brechungen, das Stakkato-Thema von „Fearless Friday“ steigert sich zum furiosen Drama. „Shwaye shwaye“, arabisch für „Take it easy“, wie Klein erklärt, beginnt federnd, wird zur Reise durch verschiedene Gefühlszustände und findet ein swingendes Finale.

„Wir haben schon viel in Deutschland gespielt, sind aber tatsächlich zum ersten Mal hier in Stuttgart“, sagt Klein. Die Region ist den drei Israelis freilich alles andere als fremd: Das aktuelle Album „Fearless Friday“, ein starkes musikalisches Statement, haben sie in den Bauer Studios in Ludwigsburg aufgenommen.

Mit Melodien verführen

Klein, geboren 1982, ausgebildet in Boston und New York, kann beides: mit Melodien verführen und dabei demonstrieren, was man mit den Harmonien alles anstellen kann. Immer wieder lässt er flink die Finger laufen und spielt sich in einen Rausch, gibt aber genauso gerne gefällige Stride-Einlagen für die Galerie. Cohen-Milo ist ein Marathon-Mann, der auch in rasantesten Bassläufen nicht in Skalen verfällt, sondern immer ein Thema zu bieten hat, und Bresler kann wirbeln, ohne je den Rhythmus aus dem Auge zu verlieren. Ihm gelingt zudem, was nur wenigen Drummern vergönnt ist – er gestaltet eine Soloeinlage minimalistisch, mit ganz wenigen Schlägen, die präzise sitzen.

Eine immense Dynamik kann dieses Trio entfalten, das in seiner Leidenschaft nie verkopft wirkt, aber immer kontrolliert. Nicht auszudenken, wenn diese drei die Handbremse vollends lösen und sich ganz in jene Wildnis treiben lassen würden, die der Jazz seinem Wesen nach war und ist.