So manches Bemerkenswerte war im weit ausgreifenden Bix-Programm zu erleben in den vergangenen zehn Tagen in Stuttgart. Den fulminanten Schusspunkt hat der Organist Joey DeFrancesco gesetzt.

Stuttgart - Das Beste zum Schluss – bei den Jazz Open krönen am Samstag der Organist Joey DeFrancesco und seine Combo das weit ausgreifende Bix-Programm. Modern Jazz spielt das Quartett, aber nicht irgendeinen: Kompositorisch fein verwoben schwingen da Bebop, Soul, Fusion, Blues, Swing, R&B mit, überhaupt alle Stile, aus denen und in die sich Jazz seit den 40er Jahren verwandelt hat.

 

Der Titel des Albums „Freedom Project“ ist Programm, die vier gestalten Stücke miteinander im Moment. DeFrancesco, der noch mit dem späten Miles Davis musizierte, kitzelt die Hammond B 3-Orgel, er lässt sie röhren, jubilieren und stöhnen, während seine Finger auf den Tasten um die Wette laufen. Auch der Saxofonist Troy Roberts und der Gitarrist Dan Wilson glänzen mit Melodiegefühl und Einfallsreichtum. Der Drummer Jason Brown zeigt verblüffende Kabinettstückchen gegen den Beat und wirbelt auf der Snare, dass einem schwindlig werden kann. Jeder der vier könnte alleine ein Konzert bestreiten, entsprechend kurzweilig wird ein Abend, an dem sie in Dialog treten. Überbordende musikalische Energie speist diesen Parforceritt, immer wieder kommt es zu Eruptionen, und auch in ganz leisen Passagen ist die Spannung mit Händen zu greifen.

So gespielt, kann Jazz gar kann nicht aus der Zeit fallen

Dieser Konzertabend demonstriert: Wenn Modern Jazz in dem offenen Geist gespielt wird, in dem er einst erfunden wurde, kann er gar nicht aus der Zeit fallen. Das sieht das begeistert johlende Publikum im Bix so und auch der große Musikproduzent Quincy Jones, der vor seinem eigenen Konzert am Sonntag den kleinen Stuttgarter Jazzclub beehrt. „Yeah, Joey“, raunt er während der Show, und gratuliert DeFrancesco hinterher, was diesen sichtlich rührt. Das Beste kommt eben oft zum Schluss.