Als Sheila E. auf die Bühne des Jazz-Open-Festivals tritt, macht sie viel Alarm, hat eine enorm funky klingende Band. Den Höhepunkt des Abends steuert aber Bluesmusiker Keb Mo bei, der immer noch wie der Junge von nebenan aussieht.

Stuttgart - Es liegt eine große Hitze über dem Schlossplatz, da tritt James Hunter auf die Bühne des Jazz-Open-Festivals, singt wie Van Morrison und lacht ein dreckiges Lachen. Rhythm'n'Blues der ganz alten Machart ist's, was er mit seiner vierköpfigen Combo vor ein paar Hundert Hörern hervorbringt. Das ist nett. Das ist hübsch.

 

Da kommt schon Sheila E. auf die Bühne, macht viel Alarm, hat eine enorm funky klingende Band, die selbst schwierigste Unisono-Läufe als sportliche Übung flüssig absolviert, spielt Latin, Salsa und allerlei scharfes Zeugs. Dass sie in den achtziger Jahren eine Heldin war, erzählt die Moderatorin: als Schlagzeugerin überall höchst anerkannt, spielte Sheila E. in der Folge bei nahezu allen Größen des Geschäfts, von Herbie Hancock, Stevie Wonder bis hin zu Prince. Auf dem Schlossplatz trommelt sie ein paar Takte auf dem Schlagzeug, lässt die Timbales-Trommeln knallen oder mischt sich singend unters Publikum. Ausgebufft und mit allen Wassern gewaschen wirken bei ihr Musizieren und Show: an diesem Tag womöglich genau das Richtige.

Keb Mo sieht noch wie der Junge von nebenan aus

Den Höhepunkt des Abends soll der amerikanische Bluesmusiker Keb Mo beisteuern, der mit Grammys behängt 63 Jahre alt geworden ist und immer noch wie der Junge von nebenan aussieht. Er spielt zusammen mit seiner dreiköpfigen Band eine sehr federnde und geschmeidige Version des Blues, den er mit zahlreichen Anleihen beim Jazz und beim Soul erweitert hat. Einmal spielt er auf dem Boden sitzend, dann wieder nimmt er das Dobro zur Hand, spielt Slide-Gitarre, akustisch oder elektrisch: Der Mann gibt sich variabel und hat, wie die Moderatorin sagt, eine „samtene Stimme“. Für einen Titel kommt noch einmal Sheila E. auf die Bühne, das Rösslein auf der Spitze des Schlosses verblasst, das Bühnenlicht wird stärker: es wird Nacht, es ist Nacht bei den Jazz-Open.

Am Samstag spielen von 18 Uhr auf dem Schlossplatz der Trompeter Christian Scott und seine Band. Danach tritt das Duo Herbie Hancock & Wayne Shorter auf. Am Sonntag treten dort der Sänger und Pianist Jamie Cullum sowie der Sänger und Pianist Dr. John auf. Weitere Informationen gibt es hier.