In seinem vierten Fall muss Kommissar Georges Dupin alle Register seiner kriminalistischen Raffinesse ziehen. Gar zu vertrackt ist das Gewirr von Spuren und Verdächtigen, mit dem er sich konfrontiert sieht.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Sand, Austern und Druiden: In „Bretonischer Stolz“, Kommissar Dupins viertem Fall, verpasst Jean-Luc Bannalec (übrigens ein Pseudonym) seinen Lesern die volle bretonische Packung. Es beginnt am Fluss Belon, wo die weltberühmten Austern gezüchtet werden, mit einer Leiche, die aber schon wieder verschwunden ist, als Kommissar Dupin am Fundort eintrifft. Wenig später wird in den Hügeln der Monts d’Arrée eine weitere Leiche gefunden.

 

Gemeinsam mit seinen eigenwilligen Kollegen beginnt Dupin zu ermitteln und gerät in ein undurchdringliches Dickicht, in dem keltische Brudervölker, Druidenkulte, konkurrierende Austernproduzenten und eine Sandraub-Mafia bisweilen merkwürdige Spielchen treiben. Dass sich Dupin parallel mit seinem öffentlichkeits- und karrieregeilen Präfekten herumschlagen muss, der die Ermittlungen mehrmals regelrecht sabotiert, macht die Lage nicht einfacher.

Dickschädel und Druidenzirkel

Bei der Schilderung von Dupins vierten Fall erweist sich Jean-Luc Bannalec als stilistisch und inhaltlich trittsicherer Erzähler. Trocken und lakonisch schildert er Dupins Kollisionen mit den dickschädeligen Bretonen und deren Kultur.

Vor allem um letztere dreht sich ein großer Teil des Krimis, pflegen doch die Bretonen mit ihren keltischen Verwandten in Schottland, Irland und Wales enge Kontakte, in der festen Überzeugung, die Wiege der menschlichen Zivilisation zu bilden. Man trifft sich zu Druidenzirkeln und zu Festivals, dort findet Dupin übrigens auch einen Ansatz zur Lösung des vertrackten Falls.

Neugier auf die Bretagne

„Bretonischer Stolz“ ist ein guter Regionalkrimi, weil die Handlung trägt und nicht nur als Vehikel zur Schilderung kulinarischer und landschaftlicher Köstlichkeiten herhalten muss – wobei davon noch immer überreichlich genossen werden kann.

Immerhin – Bannalec hat den Rezensenten fast so weit gebracht, jetzt doch einmal der Bretagne einen Besuch abstatten zu wollen, die wegen ihrer zahlreichen Varianten des dortigen Regens noch immer ein weißer Fleck auf der Reisekarte ist. Lediglich bei den Austern wird er es mit Kommissar Georges Dupin halten – und anderen beim Schlürfen zuschauen.

Jean-Luc Bannalec: „Bretonischer Stolz“. Kommissar Dupins vierter Fall. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015. 384 Seiten, 14,99 Euro. Auch als E-Book, 12,99 Euro.