Bei dem mutmaßlichen Anschlag in Jerusalem kam in der israelischen Hauptstadt ein Baby ums Leben. Jetzt werden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen gefordert.

Tel Aviv - Der mutmaßliche Anschlag eines Palästinensers in Jerusalem mit einem Toten und sieben Verletzten hat in Israel Sorge vor weiterer Gewalt ausgelöst. Trotz der von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angeordneten Sicherheitsmaßnahmen forderten israelische Politiker weitergehende Reaktionen wie erhöhte Polizeipräsenz und eine Beschleunigung des Siedlungsbaus. Die Regierung beschuldigte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, Schuld an der Entwicklung zu tragen. Im arabischen Ostjerusalem gab es auch am Donnerstag wieder Unruhen.

 

Am Mittwochabend war ein junger Palästinenser mutmaßlich mit Absicht mit seinem Auto in eine Straßenbahnhaltestelle gerast. Ein drei Monate altes Baby starb, sieben Menschen wurden teils schwer verletzt. Der mutmaßliche Attentäter wurde von Sicherheitskräften angeschossen. Er starb in der Nacht an seinen Verletzungen, wie das Schare-Zedek-Krankenhaus in Jerusalem mitteilte.

Verteidigungsminister Mosche Jaalon beschuldigte die Palästinensische Autonomiebehörde, die Menschen gegen Israel aufgehetzt zu haben. Der Angriff sei das Resultat einer Erziehung, die zum Hass gegen die Juden aufrufe, schrieb Jaalon auf Twitter.

Wirtschaftsminister Naftali Bennett forderte Medienberichten zufolge als Antwort auf den Angriff eine Ausweitung des israelischen Siedlungsbaus in den besetzten Gebieten und eine Politik der harten Hand. In den vergangenen Monaten habe es mehr als 200 Angriffe mit Steinen und Brandflaschen auf israelische Sicherheitskräfte und jüdische Häuser gegeben, ohne dass die Sicherheitskräfte „angemessen“ reagiert hätten, kritisierte der Chef der rechtsgerichteten Siedlerpartei. „Was wir tun müssen, ist zu sagen: Wir bleiben hier und bauen in unserer Hauptstadt“, sagte Bennett.

Auch in Silwan gab es Ausschreitungen

Der Bürgermeister von Jerusalem, Nir Barkat, nannte die Situation in Jerusalem „nicht hinnehmbar“ und forderte schärfere Sicherheitsmaßnahmen und eine erhöhte Polizeipräsenz im arabischen Ostjerusalem. Nach dem Angriff war es dort in der Nacht zu Krawallen gekommen. Auch in Silwan, dem Wohnort des Täters, kam es zu Ausschreitungen, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld bestätigte. Palästinenser bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen. Am Donnerstagmorgen warfen Unbekannte Steine auf die Jerusalemer Straßenbahn und einen jüdischen Kindergarten in Ostjerusalem.

Einer Hamas-nahen Webseite zufolge soll der Täter Verbindungen zu der radikalislamischen Organisation gehabt haben. Die Mutter des Täters sagte einer Webseite, ihr Sohn habe 16 Monate im Gefängnis gesessen und sei Ende 2013 entlassen worden. Im Februar 2014 sei er erneut für 20 Tage in Haft genommen worden.

Der israelische Geheimdienst habe den Mann eingeschüchtert und oft zu Verhören einbestellt. Deshalb sei er in einem schwierigen psychologischen Zustand gewesen, sagte die Mutter. Deutschland und die USA verurteilten den Angriff. „Wir sprechen den Angehörigen des getöteten Kindes unser tiefes Mitgefühl aus und wünschen den verletzten Opfern schnelle Genesung. Es muss jetzt alles dafür getan werden, die Hintergründe dieses schrecklichen Verbrechens zügig aufzuklären“, hieß es in einer Erklärung des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, sprach von einem abscheulichen Anschlag. Beide Länder riefen dazu auf, Ruhe zu bewahren.

Seit Wochen gibt es in Jerusalem und den Palästinensergebieten vermehrt Spannungen. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften.