Welche Jobs gibt es auf dem Volksfest, was will keiner machen und wo gibt es am meisten Trinkgeld? Vor dem Fassanstich auf dem Cannstatter Wasen vermittelt die Agentur für Arbeit im Eiltempo etwa 250 Jobs. Wir stellen sie vor.

Stuttgart - Auf dem Volksfest – alte Regel – geht alles ein bisschen schneller als normal. Von Freitag an werden auf dem Wasen amüsierwillige Menschen mit allerlei blinkendem Gerät derart beschleunigt, verwirbelt und geschwenkt, dass ihnen das Lächeln gefriert und der Magen rumpelt. Auch der Puls nimmt alkoholisch oder anders aktiviert bei vielen deutlich an Fahrt auf. Und bei der Aussicht auf schnelle Zeiten geht natürlich auch der sonst eher bedächtige Akt der Arbeitsvermittlung meistens ratzfatz. Hereinspaziert ins Außenbüro der Agentur für Arbeit auf dem Wasen.

 

Zum Setzen bleibt kaum Zeit und nach ein paar Minuten geht es für viele mit einem gelben Zettel in der Hand und meist 16 Tagen Arbeit vor sich wieder hinaus. Auch in diesem Jahr hat die Agentur für Arbeit in den Tagen vor dem Fassanstich ein temporäres Büro auf dem Wasen eingerichtet. In den Räumen der Heimweghilfe bringen Oleg Heintz und Daniel Zack Arbeitsuchende und Schausteller zusammen. Wo in den kommenden Tagen zu sehr Beschleunigte wieder runtergefahren werden, laufen jetzt etwa 250 Vermittlungen in drei Tagen.

Vor Oleg Heintz, der die Wasen-Arbeitsagentur mit Unterbrechungen seit zehn Jahren macht, liegen gelbe Karteikarten mit Angeboten. Gesucht werden vor allem Verkaufshilfen für alles, was auf dem Wasen so geht. Magenbrot, Currywurst, kandierte Früchte, Luftballons, Eis oder Pommes und noch vieles mehr. Gezahlt wird zumeist der Mindestlohn, also 8,50 Euro. Das ist die Untergrenze, aber für viele attraktiv genug.

Im kargen Büro herrscht jedenfalls reger Betrieb. Junge Leute schauen vorbei, viele Studenten, auch Hausfrauen, die in überschaubarer Zeit etwas dazuverdienen wollen. Ein junger Mann aus Kroatien ist extra für den Wasen angereist, weil er zu Hause in der Zeit nicht so viel verdienen kann. Nach fünf Minuten verlässt er strahlend das Büro. Nachdem Arbeitsvermittler Heintz sich mit einem Blick in den seinen Pass vergewissert hat, dass der Kroate arbeiten darf, ist der Rest schnell erledigt. Zwei Tage helfen beim Aufbau, danach Geldwechsler bei einem Glücksspiel. Sind die Formalien geklärt begleitet Daniel Zack die Vermittelten zu ihrem Arbeitgeber auf Zeit. Weil die Distanzen auf dem Wasen groß sind, nimmt er dazu sein Fahrrad mit, auf dem er dann zurückfährt. Und weiter geht’s.

Die Jobs am WC sind begehrt

Die hoch dotierten Arbeiten im Service in den großen Zelten hat die Agentur nicht besonders oft im Angebot. Grund: da wird meist Stammpersonal eingesetzt. Aber auch bei den normalen Jobs gibt es Unterschiede. Michaela Herzberg kennt sich offenbar aus. „Haben sie Toilette?“, fragt sie knapp den Vermittler. Hat er nicht, zumindest noch nicht. Andere Arbeit will Frau Herzberg im Moment nicht. Sie wartet dann lieber noch. Als sie weg ist, erklärt Oleg Heintz die Attraktivität des Lokus-Jobs. „Es gibt da jede Menge Trinkgeld.“ Das gilt auch für die Bauchladen-Verkaufsjobs in den Zelten. Ob Fotos, Hüte, seltsamen Kopfschmuck oder Luftballons – wer mit dem Bauchladen an den Feiernden vorbeiflaniert ist neben den bis zu zehn Euro Grundlohn auch am Umsatz beteiligt. „Luftballon“, sagt Heinz, „ist gar nicht so schlecht.“

Wobei der Arbeitsvermittler die Suchenden klar darauf hinweist, dass man als Frau die feucht-fröhlichen Männerrunden etwas verkaufen will, „ziemlich robust sein muss“. Das gilt natürlich für fast alle Wasen-Jobs. Wohl auch für einen ziemlich Neuen. Die großen Zelte beschäftigen jetzt Menschen, die auf gut Deutsch „Foodrunner“ genannt werden. Das sind Hilfskräfte, die Bestellungen von den Logen zur Ausgabe leiten und Göggele und Bier dann wieder zu den Bedienungen an den Logeneingang bringen. Sieht nach ziemlich viel Lauferei aus.

Den absoluten Traumjob einst junger Männer, die heute schon etwas reifer sind, hat die Agentur heuer noch nicht im Angebot. Wer erinnert sich nicht an die betont lässigen „jungen Männer zum mitreisen“ die mit einem schuhlöffellangen Masterchip am Fuchsschwanz elegant auf den Gummiring stehend den ganzen Tag mit großer Grandezza rückwärts Boxautos einparken dürfen. Riecht immer noch nach Traumjob, die aber sind offensichtlich alle schon vergeben.