Kritiker halten ihn für einen kantenlosen Langweiler, die Zuschauer sehen das offenbar anders. Kein Moderator hat so viele Quizsendungen moderiert wie Jörg Pilawa. Der Titel seiner neuen Showreihe „Quizonkel.TV“ beweist viel Selbstironie.

Stuttgart - Fragt man Kritiker nach Jörg Pilawa, ist das Urteil vernichtend: Sie halten den Moderator für einen kantenlosen Langweiler ohne sichtbare Eigen- oder Leidenschaften. Die Zuschauer sehen das offenbar anders. Seit zwanzig Jahren führt der Hamburger regelmäßig durch Sendungen aller Art. Mit Ausnahme von RTL war er bei allen großen Sendern beschäftigt. Vor seiner Rückkehr zum Ersten haben sich ARD und ZDF angeblich ein Wettbieten geliefert, wie man es sonst nur aus dem Fußballgeschäft kennt.

 

Bekannt geworden ist Pilawa, der im nächsten Jahr fünfzig wird, während seiner Zeit bei Sat 1, wo er neben einer Nachmittags-Talkshow ab 2001 „Die Quiz Show“ am Vorabend moderierte. Es war seine erste Begegnung mit einem Genre, das seither fester Teil seines Berufslebens geworden ist. Im selben Jahr wechselte er zum NDR, für den er unter anderem alle 14 Tage im dritten Programm durch die „NDR Talkshow“ führte, aber seine Hauptbeschäftigung war neun Jahre lang „Das Quiz mit Jörg Pilawa“ im Vorabendprogramm der ARD. Am Ende war es der zweifache Studienabbrecher (Medizin und Geschichte) leid, den „Quizonkel“ zu geben, wie er sagte – obwohl er auch Abendshows wie „Pisa – der Ländertest“ oder „Frag doch mal die Maus“ moderieren durfte. Von 2010 an stand er für das ZDF vor der Kamera, aber wie in der Fabel von Hase und Igel blieb ihm das Genre treu. Im Zweiten präsentierte er unter anderem die Rateformate „Rette die Million“ und „Deutschlands Superhirn“; und „Die Quizshow mit Jörg Pilawa“. Immerhin soll er bei den Mainzern 2012 auf der Liste der möglichen Gottschalk-Nachfolger gestanden haben.

Die Premiere wurde zum Waterloo

Wie die Geschichte ausging, ist bekannt, und heute ist Pilawa womöglich froh, dass ihm „Wetten, dass . . ?“ erspart geblieben ist. Statt dessen kehrte er reumütig zur ARD zurück, wo er prompt Opfer eines peinlichen Flops wurde. Mit dem interaktiven „Quizduell“ am Vorabend hatte das Erste nicht weniger als eine „neue Generation des Quiz“ versprochen, doch dann wurde die Premiere zum Waterloo: nichts funktionierte. Der vermeintlich langweilige Moderator bewies Größe, nahm die Pannen mit Humor und machte das beste aus dem Fiasko. Da die Probleme auch in den folgenden Tagen nicht behoben werden konnten, bekam Jörg Pilawa viel Gelegenheit, sich als Meister der Selbstironie zu präsentieren. Unter anderem moderierte die Pannenshow in einem T-Shirt mit dem Merkel-Zitat „Das Internet ist für uns alle Neuland“.

Während „Quizduell“ zwischenzeitlich nicht mal eine Million Zuschauer hatte, darf der vierfache Vater an den nächsten drei Donnerstagabenden wieder mit großem Publikum rechnen. Die ARD wird drei verschiedene Konzepte testen, und schon der Titel verrät, dass sich Pilawa offenbar mit seiner Rolle in der Fernsehgeschichte abgefunden hat: Die Sendungen laufen unter der Dachmarke „Quizonkel.TV“. Seine eigene Einschätzung klingt vermutlich sarkastischer, als sie gemeint war: „Einfach super, dass ich endlich in der Familienaufstellung des Fernsehens meine Position gefunden habe.“

Fünf Studenten kämpfen um 50 000 Euro

Zum Auftakt der drei Ausgaben, die der in zweiter Ehe mit einer Tochter des Zukunftsforschers Horst Opaschowski verheirateten Pilawa mit seiner eigenen Firma Herr P. produziert, spielen acht Prominente um ihr eigenes Geld („Dein Einsatz, Promi“). Der Gewinner bekommt alles, um es für einen guten Zweck zu spenden. In der Woche drauf heißt es „Schlag den Millionär“. Fünf Studenten kämpfen um 50 000 Euro, die ein Millionär zur Verfügung stellt, damit sie ihre Doktorarbeit schreiben oder ihr erste eigene Firma Start-up finanzieren können. In der dritten Show („Die 8 Stufen“) treten die Kandidaten gegen Quiz-Experten wie den Komödianten Bernhard Hoecker oder den Historiker Eckhard Freise an, der 2002 als erster Teilnehmer überhaupt bei „Wer wird Millionär?“ alle Fragen richtig beantworten konnte.

Termin
Unter der Dachmarke „Quizonkel.TV“ laufen an den nächsten drei Donnerstagabenden um 20.15 Uhr die Shows im Ersten.