Die Sieger des Architekturwettbwerbs für den Neubau der John-Cranko-Schule haben präzise auf den Ort und seine Bedingungen reagiert.

Stuttgart - Es ist ein bemerkenswert hochkarätig besetzter Wettbewerb gewesen mit großen und größten Namen. Gewonnen hat am Ende das Büro Burger Rudacs aus München, das selbst den Berufskollegen im Preisgericht wenig sagte. Ausgeschieden im ersten oder zweiten Rundgang der Jury dagegen internationale Stars und Kapazitäten wie Zaha Hadid aus London, der Däne Henning Larsen oder die Berliner Sauerbruch Hutton. Woraus zweierlei folgt: zum einen, dass Wettbewerbe weiterhin ein probates Mittel sind, auch jüngeren, unbekannteren Architekten eine Chance gegen prominente Konkurrenz zu geben.

 

Und zum andern, dass dies ein ausgesprochen schwieriger Wettbewerb war - der schwierigste, den er in seinem bisherigen Berufsleben mitgemacht habe, wie ein Stuttgarter Teilnehmer vorab bekannte: ein Hanggrundstück zwischen Wera- und Urbanstraße mit einem Höhensprung von zwanzig Metern, das nur zum Teil überbaut werden darf, weil sich im Untergrund ein denkmalgeschütztes Wasserwerk befindet, und dazu ein Raumprogramm, das vom großen Probensaal über acht kleinere Tanzsäle und Nebenräume bis zum Internat für 75 Ballettschüler vielfältigste Nutzungen umfasst. Nur 24 von dreißig eingeladenen Büros reichten letztlich einen Entwurf ein, auch das ein Indiz dafür, wie diffizil die Aufgabe war.

Souveräne städtebauliche und räumliche Lösung

Erstaunlich wenige Teilnehmer reagierten auf die Hangsituation, sondern versuchten sie mit kompakten Baukörpern zu überspielen. Es gab auch eine Anzahl von heftigen Überreaktionen, die sich in titanischen Gesten niederschlugen: weit über Straßenniveau hochgestemmten Plateaus, futuristisch-aerodynamischen Karosserien, die besser zu einem Porschemuseum als zu einer Ballettschule passen würden und - das Gegenteil dieser Exaltationen - auch eine Cranko-Schule, die sich, eingegraben in den Hang, fast unsichtbar macht.

Birgit Rudacs und Stefan Burger dagegen bestechen durch eine auf den ersten Blick einfache, auf den zweiten Blick, nachdem man die anderen Entwürfe gesehen hat, souveräne städtebauliche und räumliche Lösung. Ihre Schule nimmt den Hang mit einer terrassenförmig abgetreppten Architektur auf. Oben an der Werastraße befindet sich das Internat, unten an der Urbanstraße der große, (auf Wunsch der Schule) von außen nicht einsehbare Probensaal, dazwischen die als kubische Baukörper ablesbaren Tanzsäle. Die Maßstäblichkeit der Umgebung wird trotz des großen Volumens nirgends gesprengt, und dass ein öffentlicher Weg am Gebäude entlangführt, zeugt von einer genauen Auseinandersetzung der Architekten mit dem Ort und seiner Stäffele-Tradition.

Bedenken hatte das Preisgericht allein wegen der harschen Sichtbetonoberflächen. Wenn man sich andere Bauten von Burger Rudacs anschaut - ein Laborgebäude in Dresden etwa oder eine Grundschule mit Naturparkhaus im schweizerischen Villnöß, kann man darauf vertrauen, dass den Architekten die Balance zwischen Strenge und Vitalität gelingt.