Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) dringt auf eine schnelle Lösung für den Neubau der renommierten John-Cranko-Schule. Einen neuen Suchlauf, wie er im Stuttgarter Rathaus diskutiert wird, sieht sie skeptisch.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) drückt in der Diskussion über den Neubau für die John-Cranko-Schule aufs Tempo. Gegenüber der Stuttgarter Zeitung warnte Bauer indirekt vor einer neuen Standortsuche und der damit verbundenen Verzögerung. „Es geht hier um eine Einrichtung, die weltweites Renommee genießt“, sagte Bauer. „Wir brauchen deshalb sehr bald eine Lösung für die John-Cranko-Schule, und es muss eine gute Lösung sein.“ Von Stadt und Land erwarte sie, dass diese „ihre Verantwortung gemeinsam wahrnehmen“. Laut Finanzierungsvereinbarung tragen beide Partner je zur Hälfte die Kosten des Millionen-Projekts.

 

Zugleich machte die Ministerin deutlich, dass sie am geplanten Standort – dem Hanggelände eines früheren Wasserwerks zwischen Werastraße und Urbanstraße in Stuttgart-Mitte – festhalten will: „Die Diskussion, die nun zu führen ist, ist die um eine mögliche räumliche und finanzielle Optimierung des vorliegenden Entwurfs.“ Damit unterstützt Bauer die Führung des Stuttgarter Staatstheaters, die vorige Woche eindringlich auf eine rasche Realisierung des Neubaus gepocht hatte. Der Ballettintendant Reid Anderson machte deutlich, dass seine Geduld und die der Kompanie am Ende sei: Er verlange „keinen Glamour oder Luxus, sondern nur das, was wir brauchen“. Der geschäftsführende Intendant Marc-Oliver Hendriks wandte sich gegen eine neue Standortdebatte, die „Züge des Diskreditierlichen“ trage. Er verstehe zwar die Irritationen über die höheren Kosten, Standort und Entwurf seien aber richtig. Statt des geplanten 32 Millionen Euro soll der Neubau bis zu 50 Millionen Euro kosten.

Andere Meinung als die Rathausspitze

Bauers Skepsis gegenüber einem neuen Suchlauf gilt insbesondere der Stuttgarter Rathausspitze. Entsprechende Überlegungen hatte zunächst Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) angestellt. Angesichts des Kostenanstiegs müsse man „mit voller Offenheit an die Problemlösung herangehen“, sagte Föll. Später zeigte sich dem Vernehmen nach auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) offen für Forderungen aus dem Gemeinderat, den Standort wieder infrage zu stellen. Wegen der schwierigen Hanglage und eines denkmalgeschützten Wasserwerks auf dem Gelände gilt er als ein wesentlicher Faktor der Kostenexplosion. Die Kunstministerin erinnert nun daran, dass die Stadt Stuttgart bei der Standortwahl „maßgeblich in der Verantwortung“ gewesen sei. „OB Schuster war die treibende Kraft im Verwaltungsrat für die Festlegung auf den Standort Urbanstraße“, betonte Bauer.

Tatsächlich hatte das Gremium in der seit 2008 laufenden Diskussion lange einen Standort auf einem landeseigenen Grundstück an Ulrich- und Urbanstraße hinter der Musikhochschule bevorzugt. Diesen Vorschlag unterstützten das Land, die Intendanz der Staatstheater und die große Mehrheit der Verwaltungsräte. Trotz des klaren Meinungsbilds hatte Schuster den Standort aber immer wieder infrage gestellt. Zur Begründung verwies er auf baurechtliche Probleme und die notwendigen Ersatzwohnungen. Schuster „hintertreibe“ das breite Votum für das Gelände, „indem er ständig Alternativstandorte untersuchen lasse“, wurde bei Beratungen im Landtag geklagt.

Mitte 2009 verständigte sich Wolfgang Schuster mit dem damaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger und Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (alle CDU) auf den heutigen Standort; im Herbst wurde er vom Verwaltungsrat einstimmig gebilligt. Angesichts dieser Vorgeschichte gibt es auf Landesseite wenig Neigung für eine neue Standortdebatte.