Der Hollywoodstar Johnny Depp und die französische Sängerin Vanessa Paradis haben sich getrennt. Schade, denn sie haben uns lange glauben lassen, dass ein kontrolliert unkontrolliertes Leben glücklich machen kann.

Nachrichtenzentrale: Nadia Köhler (nl)

Stuttgart - Endlich! So lautet mit Sicherheit bei einem Großteil der weiblichen Bevölkerung die erste Reaktion auf die Nachricht, dass sich Johnny Depp und Vanessa Paradis – „in aller Freundschaft“ natürlich – getrennt haben. Einer der bestaussehenden Männer der Welt ist wieder zu haben! Und doch – ganz egal wie Johnny-besessen man auch sein mag – huscht als zweiter Gedanke sofort ein langes „Schaaade“ durch den Kopf, und das nicht nur wegen der beiden Kinder Lily-Rose (13) und John Christopher (10), genannt Jack. Der leicht exzentrische amerikanische Hollywoodstar Johnny Depp auf der einen Seite und das zierliche französische Popsternchen Vanessa Paradis auf der anderen Seite: das war ein Paar, das 14 Jahre lang viel Projektionsfläche geboten hat.

 

Neben anderen großen Promipaaren wie etwa Angelina Jolie oder Brad Pitt, die oft wie blutleere Produkte des Hollywoodzirkus wirken, kamen Paradis und Depp regelrecht authentisch rüber. Bei ihren wenigen gemeinsamen Galaauftritten inszenierten sich die beiden als Gegenentwurf zur üblichen Filmstarriege: Er, wenn überhaupt im Anzug, dann oft mit offenem Hemd, zweifarbigen Schuhen und ulkigen Kopfbedeckungen. Dazu jede Menge Anhänger um den Hals sowie Glücksarmbänder ums Handgelenk, die ihm die Kinder gebastelt hatten. Sie fast immer in schwarzen gothicartigen Fetzenkleidern, in denen es nur Französinnen schaffen, elfengleich über den roten Teppich zu schweben. Ähnlich exotisch wirkten bei der Oscarverleihung höchstens noch Depps guter Freund, der amerikanische Regisseur Tim Burton, und seine Frau, die britische Schauspielerin Helena Bonham Carter. Depp und Paradis erschienen im sterilen amerikanischen Hollywoodbetrieb stets wie zwei barfüßige Aussteiger.

Aus dem Getriebenem wurde ein Geretteter

Zwar galt Johnny Depp schon vor seiner Beziehung zu Vanessa Paradis als schauspielernder Eigenbrötler, der aber neben seinen skurrilen Rollen („Edward mit den Scherenhänden“, „Dead Man“ oder „Fear and Loathing in Las Vegas“) vor allem auch mit den branchenüblichen Alkohol- und Drogenproblemen auf sich aufmerksam machte sowie mit extremen Beziehungen zu Frauen wie Kate Moss und Winona Ryder. Als er 1998 die unbedarfte Vanessa Paradis traf, die mit ihrem fröhlich geträllerten „Joe le Taxi“ bereits mit 14 zum Star geworden war, und sich Hals über Kopf in ihren knochigen Rücken und die immense, niedliche Zahnlücke verliebte, wurde aus dem Getriebenen, so schien es zumindest, ein Geretteter. Und auch der verheizte Teeniestar Paradis fand an Depps Seite zu seiner Rolle als Mutter, Chansonnière und Schauspielerin. Die beiden bekamen zwei Kinder und lebten ein beschauliches Landleben in Südfrankreich. Depp ließ sich die Namen seiner Kinder tätowieren und wurde nicht müde, in Interviews zu betonen, dass ihm seine Familie alles bedeute. Vanessa und die Kinder hätten ihn aus einem „bösen, verschwitzen Traum“ aufgeweckt.

Aus dem Superdaddy wurde der Piratenkönig Jack Sparrow

Derart zum Familienmenschen mutiert, fand Johnny Depp 2003 auch seinen Weg in einen der größten Familien-Blockbuster des neuen Jahrtausends: Aus Johnny Depp wurde der Piratenkönig Jack Sparrow. Und man kann getrost davon ausgehen, dass Depps Image als Superdaddy Walt Disney Pictures durchaus beeinflusst hat in der Wahl des Protagonisten für die inzwischen vierteilige „Piraten der Karibik“-Reihe. Der düstere Außenseiter von einst hätte wohl kaum derart tuntig und abgedreht über die Kommandobrücke der Black Pearl torkeln dürfen.

Vanessa Paradis und Johnny Depp: diese Liaison fameuse gehört nun wohl der Vergangenheit an. Schade, denn sie hat uns lange glauben lassen, dass ein kontrolliert unkontrolliertes Leben zu zweit mehr wiegen kann als die Freiheit des Einzelnen.