JP Delaney hat mit „The Girl Before“ seinen ersten Psychothriller vorgelegt. Die Verfilmung ist bereits in Planung. Wir sagen, ob sich die Lektüre lohnt.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

London - Wer sagt da schon nein? Nach einem Schicksalsschlag sucht die alleinstehende Jane in London eine bezahlbare Wohnung – ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Doch dann erhält sie die Chance, in ein hochmodernes Haus in einem schicken Londoner Viertel einzuziehen, zu einem akzeptablen Preis. Die Bedingungen – ein aufwendiges Bewerbungsverfahren und zahllose Auflagen bei der Benutzung der voll ausgestatteten Unterkunft – nimmt Jane in Kauf.

 

Als sie dann noch den Hausherrn Edward Monkford kennenlernt, ein berühmter und charismatischer Architekt, der sich anscheinend zu ihr hingezogen fühlt, scheint die Grundlage für einen Neuanfang gelegt. Doch dann erfährt Jane, dass eine ihrer Vormieterinnen in dem Haus in der Folgate Street 1 ums Leben gekommen ist, dass sie mit dem Hausherrn ebenfalls eine Beziehung hatte – und dass sie ihr erschreckend ähnlich sieht. Die junge Frau fängt an, nachzuforschen und je näher sie der Wahrheit kommt, desto verwirrender und gefährlicher wird die Situation.

JP Delaney – übrigens ein Pseudonym für einen Kreativdirektor einer englischen Werbeagentur – ist ein blank polierter, flott geschriebener Psychothriller gelungen, der seinen Weg in die Bestsellerlisten finden wird oder schon gefunden hat. In 35 Ländern ist er bereits veröffentlicht, eine Hollywoodverfilmung ist laut dem Penguin Verlag fest eingeplant, jetzt erscheint „The Girl before“ auf Deutsch.

Eine ordentliche Portion Sex

Geschickt lässt Delaney Jane und deren Vormieterin Emma in wechselnden Kapiteln quasi ins Verhängnis trudeln. Das Haus, anfänglich ein Traum aus Design und Technik, mutiert wie zu erwarten zu einem Paradies für Paranoiker, in dem auch mal das Wasser abgestellt bleibt, solange die Bewohner nicht den jüngsten Fragebogen im Intranet akribisch ausgefüllt haben. Und auch der charismatische Hausherr Edward Monkford ist nicht nur ein bewundernswerter Perfektionist, sondern eben auch ein Kontrollfreak.

Die Geschichte ist garniert mit einer ordentlichen Portion Sex, die alle Shades-of-Grey-Fans erfreuen wird. Ernsthaft spannend wird „The Girl before“, als sich herausstellt, dass die beiden Frauen Jane und Emma keineswegs nur bemitleidenswerte Opfer sind, sondern auch ihre kleinen, schmutzigen Geheimnisse haben – und nicht nur sie. Alles in allem ist Delaneys Krimi perfekte Thrillerkost auf hohem Niveau – der man allenfalls vorwerfen kann, dass sie ein bisschen zu international und charakterlos geraten ist.

JP Delaney: The Girl Before. Thriller. Aus dem Englischen von Karin Dufner. Penguin Verlag 2017. Klappenbroschur, 400 Seiten, 13 Euro. Auch als E-Book, 9,99 Euro, und als Hörbuch, 21,95 Euro.