Vier Höfe gehören zu Göppingen, einer plus ein Wohnzimmer zu Wäschenbeuren. Das bringt dem Ort zwei Postleitzahlen und am Wochenende hoffentlich viele Gäste.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Der Krettenhof ist eines der kleinsten Weiler im Kreis. Doch die 20 Einwohner haben den Luxus von zwei Postleitzahlen: eine Göppinger (73035) und eine Wäschenbeurer (73116). Egal, was man drauf schreibt, die Briefe kommen an. Obwohl es schon eine Regel gibt, die sich über die Jahre herausgebildet hat. „Mit der Göppinger Nummer dauert es manchmal ein bisschen länger“, sagt Christa Blank. Wie könnte es auch anders sein!

 

Bürgermeisterin auf Lebenszeit

Christa Blank ist so etwas wie die Bürgermeisterin des Fleckens mit seinen fünf Höfen, von denen einer und ein Wohnzimmer zu Wäschenbeuren, der Rest zu Göppingen gehören. Als Vertreter ohne Stimmrecht sitzt sie im Bartenbacher Bezirksbeirat. Das Amt hat sie vom Stiefsohn geerbt, als der fortzog. „Es hatte niemand etwas dagegen, dass ich das mache.“ Momentan ist das übrigens mit ordentlich Arbeit verbunden. Schließlich ist ein großes Fest zu organisieren. Am Wochenende kommen der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till, der Wäschenbeurer Schultes Karl Vesenmaier und viele hundert Gäste zur öffentlichen 750-Jahr-Feier. Eine Urkunde aus dem Jahr 1265 belegt, dass ein gewisser Walter seinen „Cretunbach“ dem Kloster Lorch beim Eintritt geschenkt hat.

Dass dies Anlass für eine große Sause sein würde, war nicht ausgemacht. Ein Pferdehof, eine kleine Landwirtschaft, ein Bioladen und ein Antiquitäten- und Trödelhandel an einem viel zu stark befahrenen Schleichweg – mehr hat Krettenhof eigentlich nicht zu bieten. Dann aber bekamen die Bewohner Lust auf das Fest.

Großes Geschäft für den unbekannten Künstler

Vielleicht hatte das auch mit einem 100 Jahre alten Bild zu tun, dass bei Christa Blank in der Stube hängt. Es zeigt das Bauernhaus von einst mit Backhäusle, Stallungen und Pferdekoppel. Ob die anderen auch so etwas haben?, fragte sich die Ortssprecherin und siehe da: auch zwei Nachbarn wurden fündig. Ein unbekannter Künstler, von dem man heute nur noch weiß, dass er mit „A. Diez“ signierte, hatte offenbar die damaligen Hofinhaber dazu überredet, ihre Hofstelle gegen Gebühr malen zu lassen. Und die durchaus gut situierten Landwirte ließen sich nicht lumpen.

Längst gibt es in Krettenhof keinen Vollerwerbslandwirt mehr. Doch die Gemälde, die am Sonntag ebenfalls zu sehen sind, geben einen Eindruck, wie sich das bäuerliche Leben vor 100 Jahren abgespielt hat. Beim Fest wollen die Höfler davon etwas zeigen. Es gibt Kinderspiele aus alter Zeit, außerdem werden Traktoren, Kutschen und bäuerliches Handwerk präsentiert.

Fürs Catering konnten die Bartenbacher Feuerwehr und die Landfrauen gewonnen werden. Jetzt ist Christa Blank gespannt. Eines hat sie aber schon festgestellt: „Die Vorbereitung hat uns alle wieder mehr zusammengebracht.“