Pforzheim hat mit einer außergewöhnlichen Show sein 250-jähriges Jubiläum als Goldstadt gefeiert. Stargast war der Tenor José Carreras.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Pforzheim - Diese Show im Pforzheimer Kongresszentrum hätte auch Weltstädten wie Berlin oder Paris zur Ehre gereicht – mit einer audiovisuellen Kunstinstallation, mit einer surrealen Modeschau und mit Weltstar José Carreras hat Pforzheim am Wochenende den Höhepunkt seiner Goldstadt-Feierlichkeiten begangen. Vor 250 Jahren hatte der badische Markgraf Karl Friedrich der Stadt erlaubt, eine Uhren- und Schmuckfabrik anzusiedeln. Daraus entwickelte sich eine einzigartige Wirtschaftsgeschichte, die Pforzheim trotz aller Rückschläge noch immer prägt – bis heute kommen 80 Prozent des deutschen Schmucks aus der Goldstadt.

 

Wenn man an Pforzheimer Schmuckmarken wie Chopard oder Wellendorff denkt, dann ist das Beste gerade gut genug – und dieses Selbstbewusstsein und diesen Luxusgedanken legten Gerhard Baral und Alexander Weber auch beim Festakt zugrunde. Die beiden sind die Koordinatoren des Jubiläumsjahres mit seinen fast 300 Veranstaltungen. Es gab keine Reden, dafür viel Stil und viel Weltklasse. Eröffnet wurde der Abend mit einer Multimedia-Show, bei der die Wände des Kongresszentrums in eine beinahe dreidimensionale Installation verwandelt wurden – das Künstlerkollektiv Xenorama, ein Quartett junger Burschen aus Potsdam, ließ die Geschichte der Uhren- und Schmuckindustrie Pforzheims in verblüffenden Bildern Revue passieren.

Pforzheim will ein neues Wir-Gefühl schaffen

Danach zeigten 20 Models in einer Modeschau, welche Produkte früher und heute in Pforzheim hergestellt wurden: Sie trugen riesige Uhrwerke als Kopfschmuck, Duschschläuche lagen wie Schlangen über dem Körper, Gussteile fügten sich zu einer goldenen Korsage zusammen – viele ehemalige Schmuckfirmen sind heute in ganz anderen Branchen zuhause. Die Schmuckdesignerin Jasmina Jovy und die Modedesignerin Monika Markert haben mit ihrem Team eine erstaunliche Ästhetik von Industrieprodukten geschaffen. Den Abend beschlossen José Carreras, Sopranistin Gladys Rossi und Pianist Lorenzo Bavaj mit einem Kurzkonzert. Auch diesen Auftritt hat man letztlich der Schmuckbranche zu verdanken: Karl Scheufele, der Chef von Chopard, ist mit Carreras befreundet.

Der gewaltige Aufwand, den Pforzheim mit dem Jubiläum treibt, ist nicht allein eine Hommage an einen wichtigen Wirtschaftszweig. Die Feierlichkeiten sollen ein neues Wir-Gefühl begründen in einer Stadt, die mit großen Problemen zu kämpfen hat. Im Kongresszentrum ist es gelungen, dieses andere Pforzheim zu präsentieren. Aber der Ausgang der OB-Wahl eine Woche zuvor hat gezeigt, wie groß die Differenzen in der Stadt noch immer sind. Trotz brisanter Richtungswahl hatten sich mehr als 60 Prozent der Wähler gar nicht für die Stadtpolitik interessiert und waren nicht zu den Urnen gegangen; und der amtierende OB Gert Hager wurde aus dem Rathaus gewählt. Im Kongresszentrum gab er sich trotzdem aufgeräumt. Und wie tröstete ihn die Moderatorin des Abends, Stephanie Haiber: „Pforzheim ist eine Schmuckstadt – da kann man alles mit Fassung tragen.“