Nach einer überragenden WM läuft es im US-Team zurzeit alles andere als rund. Das Länderspieljahr endet für Coach Klinsmann und seine Mannschaft mit einer weiteren Enttäuschung. Während der Trainer Frust schiebt, bastelt der Verband bereits an einer besseren Zukunft.

Dublin - Das Grinsen war Jürgen Klinsmann endgültig vergangen. Die 1:4-Pleite gegen ein irisches B-Team verdarb dem USA-Trainer gehörig die Laune. „Ich bin überhaupt nicht gut drauf“, sagte der 50-Jährige. Dann nahm er das Wort in den Mund, für das er in Amerika schon einmal kritisiert wurde. „Ich sage es nochmals: Wir müssen „nasty“ werden!“, betonte der Coach. Scheußlicher, aggressiver, giftiger soll seine Truppe endlich spielen. Die kollektive Fußball-Begeisterung, die während der WM in Brasilien sogar Präsident Barack Obama gepackt hatte, ist längst dem tristen Alltag gewichen. Zum ersten Mal in Klinsmanns rund dreijähriger Amtszeit blieb das US-Team in vier Spielen hintereinander ohne Sieg.

 

Zahlreiche Akteure sind seit der unglücklichen Niederlage im WM-Achtelfinale gegen Belgien (1:2 nach Verlängerung) außer Form, vielversprechende Talente sind Mangelware. Trotzdem wurde der ehemalige Bundestrainer jüngst dafür kritisiert, dass er nicht junge Spieler aus der heimischen Major League Soccer (MLS) nominiert, sondern auf Zweitligaprofis wie Bobby Wood (1860 München) und Alfredo Morales (FC Ingolstadt) setzt.

Der US-Verband stellt daher auch die eigenen Strukturen auf den Prüfstand. „Sind unsere Nachwuchsakademien so gut wie die in Europa? Nein. Aber das bedeutet nicht, dass sie es eines Tages nicht sein werden“, sagte Präsident Sunil Gulati. Dass es kaum Talente in den USA gebe, habe nichts mit Klinsmanns Nominierungen für die A-Elf zu tun. Denn bisher gibt es für US-Nachwuchshoffnungen kaum Anreize, ihre fußballerische Ausbildung im Land der Topsportarten Basketball, Baseball, Football und Co. zu bestreiten.

„Es muss das primäre Ziel sein, dass ein solcher Spieler künftig die MLS als den richtigen Weg für seine Entwicklung ansieht“, sagte Gulati. Gemeinsam mit internationalen Beratungsfirmen, die bereits für europäische Spitzenclubs arbeiten, soll in den kommenden Jahren die Ausbildung an den heimischen Akademien optimiert werden. Ganz im Sinne des Querdenkers Klinsmann, der vielen deutschen Fans noch wegen seiner einschneidenden Veränderungen im Training der DFB-Elf bekannt ist. Zu Beginn seiner Amtszeit beim FC Bayern ließ er 2008 sogar vier Buddhas aus Stein auf dem Trainingsgelände aufstellen.

Zu derartigen Veränderungen wird es im US-Soccer nicht kommen. Klinsmann wird wahrscheinlich noch einige Tage an dem enttäuschenden Abschluss eines „insgesamt positiven“ Länderspieljahres zu knabbern haben. „Irgendwie ist es ja auch menschlich, also verständlich“, sagte er auf den Leistungsabfall nach der tollen WM angesprochen.

Worte, aus denen Erschöpfung sprach, die sich bei seinen harmlosen Spielern schon in den 90 Minuten zuvor gegen wackere Iren zeigte. Nach der 0:1-Pleite in der EM-Qualifikation am vergangenen Freitag gegen Schottland wechselte Trainer Martin O’Neill seine komplette Startelf. Trotzdem reichte es ohne Mühe zu einem deutlichen Sieg. Eine Niederlage, die nicht nur Klinsmann ratlos machte. „Vielleicht ist das auch ein mentales Ding, aber ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht“, sagte Mittelfeldakteur Alejandro Bedoya.