Ein eigener Youtube-Kanal und eine App: Jürgen von der Lippe zieht alle Register und betont im Interview: „Ich bin noch lange nicht siebzig.“ Nun kommt der Entertainer ins Renitenztheater nach Stuttgart.

Stuttgart - Jürgen von der Lippe ist am Donnerstag, Freitag und Samstag im Renitenztheater in Stuttgart und will mit Geschichten und Glossen aus seiner Sammlung „Der König der Tiere“ für optimale Erheiterung sorgen.

 
Herr von der Lippe, Sie lesen im Renitenztheater drei Tage in Folge. Überrascht es Sie, mit fast 70 Jahren noch so gefragt zu sein?
Erstmal bin ich ja noch lange nicht 70. Trotzdem habe ich gerade im Metro in Kiel, einem doppelt so großen Theater vier Tage in Folge gelesen. Was meinen Sie, was in Stuttgart erst los ist, wenn ich wirklich mal 70 bin? Aber mal im Ernst: Ich stehe seit 43 Jahren mit Comedy-Programmen auf der Bühne, die Hallen sind mit ganz wenigen Ausnahmen ausverkauft. In kleineren Häusern lese ich parallel zu den Hallen-Tourneen erst seit etwa fünf Jahren, war also längst noch nicht überall in der Republik. Stellen Sie mir die Frage, wenn ich 90 bin.
Die Geschichten in Ihrem Buch tragen Titel wie „Haare am Hintern hinterfragen“ und „Welches Wissen wann wem wohltut“ - zieht sich ein roter Faden durch den Abend oder geht es um alles und nichts?
Das aktuelle Buch enthält – wie der Vorgänger – Geschichten und Glossen, also fiktionale komische Erzählungen und Stand-Up-Monologe, wie ich sie auch in meinen Hallen-Comedy-Shows verwende. Bei beidem ist thematische Vielfalt angestrebt und Zweck des Ganzen ist optimale Erheiterung des Publikums. Ein roter Faden wäre dabei eher hinderlich.
Jüngst haben Sie Ihren Youtube-Kanal gestartet, es gibt auch eine „Jürgen von der Lippe“-App. Versuchen Sie, ein junges Publikum zu erreichen?
Die App gibt es schon lange, sie ist einfach eine Serviceleistung für die Fans. Der Youtube-Channel gibt mir darüber hinaus die Möglichkeit, einige meiner Bühnenprogramme in voller Länge zu präsentieren, ebenso Live-Hörbücher oder Gastauftritte wie unlängst bei Gregor Gysi in der Distel in Berlin, und nicht zuletzt Formate zu produzieren, ohne dass mir jemand reinredet, wie jetzt gerade vier Folgen von „Lippes Leselust“, dem „Was liest du“ -Nachfolger. Wenn dieses Angebot von jungen Leuten wahrgenommen wird, ist das schön, genau so herzlich sind aber die „Silver-Surfer“ eingeladen, die älteren Nutzer, die ja oft von den Fernsehsendern sehr stiefmütterlich behandelt werden, was ja an der demografischen Entwicklung völlig vorbeigeht.