Viel mehr Kinder und Jugendliche als in den Vorjahren haben sich am Regionalwettbewerb von Jugend forscht beteiligt. Sie machten ernsthafte wissenschaftliche Forschungen und erfanden Nützliches und Witziges.

Sindelfingen - Warum ist bis jetzt noch niemand auf diese geniale Idee gekommen? Diese Frage stellt man sich bei so manchem Projekt, das die jungen Tüftler beim „Jugend forscht“-Wettbewerb gestern in der Sindelfinger Stadthalle präsentierten. Zum Beispiel die Smart-Medi-Box, die drei Abiturienten des Technischen Gymnasiums Leonberg entwickelt haben. Sie ist gedacht für Menschen, die täglich mehrmals verschiedene Tabletten einnehmen müssen. Die herkömmlichen Pillenboxen sind wenig hilfreich, wenn die zumeist älteren Patienten die Einnahme schlicht vergessen.

 

Martin Müller, Elisabeth Weber und Korbinian Bernt, 19 und 20 Jahre alt, haben nun eine intelligente Medikamentenbox erfunden. Sie tutet laut, wenn Zeit für die Pillen ist. Reagiert ein Patient dann nicht, informiert die intelligente Box einen Pfleger der Sozialstation oder einen Angehörigen per SMS oder Telefonanruf. Damit ist nicht nur die regelmäßige Medikamenteneinnahme sichergestellt, sondern auch, dass ein alleinlebender Senior nicht hilflos in der Wohnung liegt, wenn er zum Beispiel stürzt. Für diese Erfindung wurden die jungen Forscher mit dem ersten Preis im Bereich Arbeitswelt ausgezeichnet. Diesen Platz teilen sie sich mit zwei Auszubildenden aus Waiblingen: Patrick Ziesel von der Firma Stihl und Joshua Rikker vom Unternehmen Robert Bosch haben einen tragbaren Holzspalter entwickelt, der den Forstarbeitern auch das Baumfällen erleichtert.

Weibliche Haarprobleme werden wissenschaftlich erforscht

Bei den Schülern bis 14 Jahre siegten zwei Mädchen, die sich ein typisch weibliches Thema ausgewählt hatten: Schönheit und Haare. Mit wissenschaftlichen Methoden untersuchten Eileen Wenger (blond) und Marcia Kälberer (brünett), beide 13 Jahre alt, vom Stuttgarter Königin-Charlotte-Gymnasium, mit welcher Methode sich am besten Locken in glattes Haar zaubern lassen. Zehn Verfahren testeten die Mädchen. Das Ergebnis: bei Regen erweisen sich die mit einer Rundbürste hingefönten Wellen als am stabilsten. Bei Nebel hielten die eingeflochtenen Locken am längsten. „Das Flechten und das Kreppeisen sind für blonde und für dunkle Haare am besten“, berichtet Eileen.

So viele Jungforscher beteiligten sich sich in diesem Jahr am Regionalwettbewerb, dass das Foyer der Sindelfinger Stadthalle fast nicht ausreichte, um alle Projekte zu präsentieren. 83 Teilnehmer zwischen neun und 22 Jahren hatten 41 Arbeiten in sieben Fachbereichen eingereicht. „Das sind deutlich mehr Arbeiten als in den vergangenen Jahren“, sagte Melanie Hettmer, die als Projektleiterin der Stadt die Veranstaltung organisiert.

Die Jüngeren haben die Luft in ihren Klassenzimmern gemessen und auf Schadstoffe untersucht, eine Ballmaschine für Badminton gebaut und ihre Murmelbahn so konstruiert, dass diese die Kugeln nach Farben sortiert. Valentin Graf, Waldorfschüler aus Stuttgart, der jeden Samstag im Jugendforschungszentrum Nagold tüftelt, hatte die Idee für „eine selbstwärmende Suppe“. „Bei einer Fahrradtour mit meiner Familie nach Venedig hatten wir keinen Platz für einen Gaskocher“, erzählte der 13-Jährige. Für die nächste Tour hat der pfiffige Bub dieses Problem nun gelöst. Er füllte eine kleine Metall-Kartusche mit gebranntem Kalk und Calciumchlorid, einem Salz. Sobald er die beiden Stoffe zusammenbringt, wird die Kartusche heiß und erwärmt innerhalb weniger Minuten eine Suppe oder einen Tee.

Ein 17-Jähriger tüftelt an der Zeitung für morgen

Die älteren Teilnehmer führen zum Teil hochkomplexe Forschungen durch. Jessica Eck vom Robert-Bosch-Gymnasium in Gerlingen (Kreis Ludwigsburg) ist Hobby-astronomin. Schwierigkeiten hat sie, wenn sie im Dunkeln die Himmelskarte lesen möchte. „Es gibt schon spezielle Astrolampen. Doch die arbeiten mit hellrotem Licht. Ich habe nachgewiesen, dass dunkelrotes Licht besser geeignet ist“, erklärt Jessica. Ihre Versuche führte sie im Kinderzimmer mit einem Frequenzgerät durch. „Physik hat für mich eine große Faszination, so wie für andere Sport“, sagt die 16-Jährige, die später Forscherin werden möchte.

An der Zeitung der Zukunft arbeitet Moritz Uehling. Der 17-Jährige vom Otto-Hahn-Gymnasium Ostfildern (Kreis Esslingen) hat ein Programm entwickelt, das die individuellen Vorlieben von Online-Zeitungslesern ermittelt und ihnen die Ausgaben so anordnet, dass ihre jeweiligen Lieblingsthemen als Erstes auf dem Display erscheinen. „So kann jeder seine eigene Zeitung lesen“, sagt Moritz, der seine Erfindung Verlagen anbieten möchte.