Deniz Herkert aus Stammheim nimmt am Montag am Jugendintegrationsgipfel in Berlin teil. Dort will er neue Projekte konkretisieren.

Stammheim - Ich habe mich noch nie als Migrant gefühlt“, sagt Deniz Herkert. Der 21-jährige Stammheimer ist in Deutschland geboren, aufgewachsen, hat hier sein Abitur gemacht, spricht die Sprache ohne Akzent. Dass er aber nicht nur deutsche, sondern auch türkische Wurzeln hat, darauf gibt lediglich ein einziger Buchstabe in seinem Namen einen dezenten Hinweis. Der junge Mann heißt Deniz Herkert. Deniz mit z, nicht mit s, die türkische Schreibweise. Herkerts Vater ist Deutscher, seine Mutter Türkin. Beide lernten sich 1985 in Izmir kennen, seit der Geburt des Sohnes lebt die Familie in Deutschland.

 

Der Stuttgarter mit dem für Uneingeweihte nicht feststellbaren Migrationshintergrund wurde ausgewählt, zum Jugendintegrationsgipfel nach Berlin zu fahren. Staatsministerin Maria Böhmer, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, lädt zum dritten Mal zu der Diskussionsveranstaltung im Kanzleramt ein. Heute und morgen sollen sich 100 Jugendliche aus ganz Deutschland in Workshops über Integrationsthemen austauschen und durch ihre Ideen und Erfahrungen neue Projekte anstoßen.

„Ich habe in der Zeitung den Aufruf gelesen und mich daraufhin für den Gipfel beworben“, erzählt Deniz Herkert. Dass er ausgewählt wurde, hatte gute Gründe. Der 21-Jährige, der zurzeit in Friedrichshafen Wirtschaft studiert, hat etwas zu sagen, seit vielen Jahren ist er sozial engagiert. Bereits zu Schulzeiten war der Stammheimer politisch aktiv, absolvierte unter anderem ein Praktikum im Europäischen Parlament. 2008 wurde er in den Stuttgarter Jugendrat gewählt, den er auch als Sprecher nach außen vertrat. Seit 2009 ist Herkert in Sachen Integration engagiert; er organisiert unter dem Dach des Deutsch-Türkischen Forums Stuttgart und unterstützt von der Robert-Bosch-Stiftung sowie anderen Stiftungen in einer Gruppe eigene Projekte – beispielsweise Diskussionsrunden für Jugendliche oder auch Mentorenprogramme für Hauptschüler.

In Berlin will er konkrete Projekte auf den Weg bringen

In Berlin beim Jugendintegrationsgipfel würde Deniz Herkert gerne gemeinsam mit den anderen Jugendlichen ebenfalls konkrete Projekte auf den Weg bringen. Er will die Erfahrungen aus seiner ehrenamtlichen Arbeit in Stuttgart in die Diskussionen einbringen, aber vor allem auch die Sichtweisen der anderen hören. „Da werden sehr viele engagierte junge Menschen da sein“, sagt der 21-Jährige. „Sicher kann ich viel für meine eigene Arbeit in Stuttgart mitnehmen.“ Was am Ende bei dem Gipfel herauskommen werde, wisse er nicht, aber er sei auf jeden Fall gespannt. Auch die Bundeskanzlerin wird Herkert in Berlin treffen, Angela Merkel nimmt an der Auftaktveranstaltung des Gipfels teil. „Das wird sicher ein besonderes Erlebnis“, freut sich der 21-Jährige.

Zeit, sich noch ein wenig Berlin anzusehen, bleibt Herkert aber kaum. „Ich treffe mich zwar mit einigen Freunden, aber fliege dann gleich nach dem Ende des Gipfels am Dienstagabend wieder zurück“, so der Stammheimer. Er stecke mittendrin in der Klausurenphase, müsse lernen und bereits am Sonntag ruft wieder das ehrenamtliche Engagement. Dann wird Deniz Herkert in Kopenhagen erwartet, zu einer internationalen Veranstaltung des US-Außenministeriums, bei der es um die Einbindung von Minderheitengruppen in die Politik geht. Auch hier will der 21-Jährige sich wieder beteiligen, als einer von zwei Delegierten aus ganz Deutschland.