Der Wettbewerb Jugend musiziert soll alle anspornen: In der Breite die Jüngeren, in der Spitze die Älteren. Beide Gruppen seien wichtig, sagt der Verantwortliche auf regionaler Ebene.

Ditzingen - Anspannung liegt in der Luft vor Raum 145 des Gymnasiums in der Glemsaue. Es ist nicht so ganz auszumachen, wer angespannter ist: der Jugendliche, dessen Vorspiel bei Jugend musiziert in wenigen Minuten beginnt, oder seine Mutter, die ihn begleitet. Wenig entfernt steht ein anderer Nachwuchspianist, er hat das Wertungsspiel bereits hinter sich. Er plaudert mit seinem Bruder, ist ganz zufrieden und auch erleichtert. „Jetzt ist’s okay“, sagt er, die Backen sind noch rot, ansonsten ist er ein wenig bleich im Gesicht. Auf das Ergebnis wird er warten müssen, bis die Jury getagt hat und alle Vorspiele in der Kategorie Klavier Solo, Altersgruppe fünf abgeschlossen sind.

 

Beethoven, Bach, Liszt, Brahms: je älter die Teilnehmer, desto anspruchsvoller werden beim Regionalwettbewerb von Jugend musiziert in der Ditzinger Glemsaue die vorgetragenen Stücke.

Konzertante Stücke erklingen

Auch wenn die Mehrzahl der Teilnehmer immer jüngeren Alters seien, blieben doch viele über Jahre dabei, freut sich Manfred Frank. Er leitet die Ditzinger Jugendmusikschule, ist aber zugleich Vorsitzender des Regionalausschusses des Wettbewerbs. Die Zahlen ab der Altersgruppe IV, also der 15- und 16-Jährigen, seien gegenüber 2014 sogar gestiegen. Vor drei Jahren wurden dieselben Wettbewerbskategorien ausgeschrieben, so ist ein verlässlicher Zahlenvergleich möglich.

Die jungen Teilnehmer, jene, die noch nicht so weit sind, die anspruchsvollen, konzertanten Stücke zu spielen, seien für den Wettbewerb enorm wichtig, stellt Frank klar. „Wenn man keine Breite hat, kann man keine Spitze formen.“ Aber die Spitze sei eben mindestens ebenso wichtig. „Ein 15-Jähriger geht anders an ein Werk heran als ein 19-Jähriger.“ Es sei später ein reiferes, eigenständiges Musizieren. In dem Wettbewerb erführen die jungen Musiker eine „hohe Wertschätzung“ ihrer Leistung. Er sei deshalb auch zugleich ein „pädagogisches Instrument, um Leistung transparent zu machen“.

Nachwuchsarbeit und Spitzenförderung

Frank verliert die Nachwuchsarbeit nicht aus den Augen. Seit Langem kooperiert seine Jugendmusikschule mit den örtlichen Kindertagesstätten und Schulen, um auch jene zu erreichen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht eigens Unterricht in der Jugendmusikschule erhalten. Aber er hat auch die Leistungsträger im Fokus. Das sei wichtig, ist er überzeugt, „weil wir ein universell einmaliges Erbe haben, das nur dann weiterlebt, wenn wir uns weiter mit ihm beschäftigen, wenn wir musizieren“.

Dass am Wochenende auch wieder jene antraten, die schon im Vorjahr bereits auf Landes- und Bundesebene erfolgreich waren, freute Frank deshalb besonders. Der Wettbewerb sei schließlich stets auch ein Ansporn für den Nachwuchs. Das sei wichtig, weil es den Jüngeren „gut tut, die Faszination eines anspruchsvollen Musizierens bei Vorbildern zu sehen und zu erleben“. Musizieren auf einem hohen Niveau bereichere ein Leben – aber der Weg dorthin sei nicht immer einfach. Dabei würden Vorbilder helfen, sagt Frank.

Dass die Zuhörer die Wertungsspiele in den höheren Altersstufen fast schon als kleine Konzerte wahrnehmen, legt der Zuspruch am Samstagabend nahe. Als die jungen Erwachsenen, alle im Alter zwischen 19 und 21, spielen, sind die Plätze in Raum 145 des Gymnasiums gut besetzt. Die Zuhörer lauschen den Werken unter anderem von Brahms, Bach und Beethoven.