Die Zuschüsse für das Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ sollen zunächst halbiert und 2015 gestrichen werden. Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, verteidigt die Beschlüsse.

Stuttgart - Der Diskus-Olympiasieger Robert Harting hatte nach den Sommerspielen 2012 in London eine Diskussion um die Leistungssportförderung entfacht. Diese Diskussion fand ihre Fortsetzung bei der Initiierung einer Sportlotterie durch Harting selbst. Es knistert weiter bei diesem Thema. Jetzt ist ein Streit ausgebrochen um die Finanzierung der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) und um das Bundesfinale des Schulsportwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“.

 

Mitten in das Frühjahrsfinale hinein platzte in der vergangenen Woche die Meldung, dass der Bund seine Finanzmittel für 2014 um 350 000 Euro halbieren und für 2015 ganz streichen will. Dies würde vom kommenden Jahr an das Ende des Bundesfinales in Berlin bedeuten, nicht aber den gesamten Schulsportwettbewerb wie wiederholt vermeldet wurde.

Der Aufschrei ist dennoch groß, denn die Mittel aus dem Bundesfinale sollen angeblich in die Nada fließen. Hintergrund der Kürzungsabsichten ist wohl der Streit um die Finanzierung der defizitären Nada. Baden-Württemberg erbringt als einziges Bundesland aus seinem Sporthaushalt die Mittel zur Finanzierung der Anti-Doping-Agentur in Höhe von 128 000 Euro. „Wir können nicht auf dem Rücken von mehreren hunderttausend Schülern die Diskussionen von Bund und Ländern über den Anti-Doping-Kampf austragen“, fordert der baden-württembergische Kultusminister Andreas Stoch, der Vorsitzender der Deutschen Schulsportstiftung ist, die neben dem Land Berlin und dem Bundesinnenministerium ein Drittel der Kosten finanziert, jetzt eine Korrektur.

Landessportverband hat die geplanten Kürzungen kritisiert

Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, verteidigte dagegen die Beschlüsse. „Jugend trainiert für Olympia ist Ländersache. Unser Schritt war lange bekannt. Das Programm steht nicht vor dem Aus“, sagt sie. „Damit würde eine über 45 Jahre gewachsene Struktur zusammenbrechen und ein riesiger Schaden für den bislang weltweit vorbildlichen deutschen Schulsport entstehen“, kommentierte dagegen der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon die Kürzungsabsichten. „Offensichtlich ist beim Bundesinnenminister noch nicht angekommen, dass Leistungssport ohne Schul- und Breitensport nicht funktioniert.“

Der Landessportverband Baden-Württemberg hat die geplanten Finanzkürzungen für den Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ ebenfalls kritisiert. „Wenn der Geldhahn tatsächlich zugedreht werden sollte, bringt dies einen nicht absehbaren, hohen Schaden mit sich“, erklärte der Präsident des Landessportverbandes, Dieter Schmidt-Volkmar, gestern. Und: „Mit dem Wettbewerb wird jugendlichen Leistungssportlern die Chance eröffnet, dem Ziel einer Teilnahme an Olympischen Spielen näherzukommen.“

Brücke zwischen Schule und Vereinssport

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Dieser Schlachtruf gilt seit vielen Jahren nicht nur für die Fußballfans beim DFB-Pokalfinale in Berlin. Er ist auch der bundesweite Jubelschrei für die Teams im Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“, die sich für das Bundesfinale in Berlin qualifiziert haben.

Karl Weinmann, der Vorsitzende der deutschen Schulsportstiftung, kritisiert die Zuordnung des Schulsportwettbewerbs als Ländersache durch den Sportausschuss. „Da müssten wir die Mischfinanzierungen für Landestrainer, die Bundeskaderathleten trainieren, auch in Frage stellen“, sagt Weinmann im Stuttgarter Kultusministerium. Ein Bundesfinale als Opfer einer Zuständigkeitsdebatte?

Seinen hohen Stellenwert erhält der Wettbewerb als Brücke zwischen Schule und Vereinssport. In der Vergangenheit waren zahlreiche Spitzensportler dabei oder fanden über „Jugend trainiert“ überhaupt den Weg zum Leistungssport. Darüber hinaus gab es viele Impulse für den Vereinssport durch die Gründung von Vereinsabteilungen aus so genannten Jugend-trainiert-Teams. „Ich bin über den Schulsport zum Leistungssport gekommen“, sagt Herbert Wursthorn, Laufbahnberater am Stuttgarter Olympiastützpunkt, der mit dem Team des Kepler-Gymnasiums Reutlingen als Jugendlicher in Berlin war und später im Trikot des VfB Stuttgart 800-Meter-Hallen-Europameister wurde.

Der ideologische Hintergrund der heftig geführten Debatte ist: mit dem Aus des Bundesfinales könnte dem Schulsport der leistungssportliche Gedanke ganz abhanden kommen.