Bei der ost-westdeutschen Jugendbegegnung wird musiziert und gemalt. 400 Jugendliche nehmen teil und geben zum Tag der deutschen Einheit auch ein Konzert auf der Stuttgarter Ländermeile

Sindelfingen - Erstmals richtet die Stadt Sindelfingen die jährliche Schülerbegegnung Musik und Kunst Sachsen-Baden-Württemberg aus. Mehr als 400 Jugendliche aus den beiden Bundesländern treffen sich Ende diesen Monats, um in gemeinsamen Workshops Aufführungen und Performances einzustudieren. „Wir wollten anlässlich unseres Stadtjubiläums auch ein überregionales Ereignis in die Stadt holen. Da passt die Jugendbegegnung wunderbar rein“, findet der Sindelfinger Kulturamtschef Horst Zecha.

 

Seit 23 Jahren findet die Begegnung abwechselnd in einer baden-württembergischen und einer sächsischen Stadt statt. Unmittelbar nach der Wende war das Festival ins Leben gerufen worden – zunächst als Schulmusiktage. Doch bereits 1996 kam die Kunst hinzu. Immer gehe es auch darum, ein Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte aufzuarbeiten, sagte Beate Wieland, die Kunstreferentin des baden-württembergischen Kultusministeriums bei der gestrigen Vorstellung der Veranstaltung. In diesem Jahr findet dieser Teil bei der zentralen deutschen Gedenkfeier zur Wiedervereinigung statt, die in Stuttgart ist. „Wir fahren am 2. Oktober mit allen Teilnehmern zur Ländermeile nach Stuttgart“, sagt Wielands Kollege Hans-Martin Werner, zuständig im Kultusministerium für Musik. Dort besuchen die Jugendlichen den baden-württembergischen und den sächsischen Pavillon und geben ein Konzert.

Auch Real- und Förderschüler machen mit

170 Schüler zwischen zwölf und 19 Jahren aus den sächsischen Städten Chemnitz, Dresden, Riesa und Hoyerswerda reisen mit ihren Lehrern nach Sindelfingen. Aus Baden-Württemberg nehmen 250 junge Leute teil. Die allermeisten davon kommen aus Böblingen und Sindelfingen. „Wir haben das Glück, dass sich hier sehr viele Schulen beteiligen“, sagt der Ministeriums-Projektleiter Wolfhard Bickel. Eine Gruppe reist vom Bodensee an: Das Glockenchor und VEEH-Harfenensemble der Camphill-Einrichtung, in der überwiegend behinderte Menschen musizieren.

„Erstmals ist es uns gelungen, die Jugendbegegnung aus dem rein gymnasialen Bereich herauszuholen“, freut sich Bickel. Auch in vergangenen Jahren habe es Angebote an andere Schulen zur Teilnahme gegeben. Doch diese lehnten ab. „In Sindelfingen machen zwei Realschulen sowie eine Förderschule mit.“

Alle teilnehmenden Orchester und Chöre geben am Eröffnungstag 30. September ihre musikalische Visitenkarte ab und stellen sich von 18 Uhr an bei zwei parallel stattfinden Konzerten in der Martinskirche und der Dreifaltigkeitskirche vor. Bereits am Mittag ist die offizielle Vernissage der Ausstellung im Oberlichtsaal der Sindelfinger Galerie. Hier sind die Bilder zu sehen, die sich die Schüler aus Sachsen und Baden-Württemberg zu dem übergeordneten Motto der Begegnung – „Stillstand – Bewegung“ – einfallen ließen.

In sieben Ateliers wird gearbeitet

Am 1. Oktober beginnt dann die eigentliche Arbeit in sieben Ateliers: Es gibt Workshops für Orchestermusiker, traditionelle Chormusik, moderne Chormusik mit Pop- und Jazzelementen, ein Malatelier sowie eine Gruppe, die eine Performance zum Begegnungsmotto erarbeitet.

Zudem gibt es eine Gruppe, die die gesamte Begegnung filmt und dokumentiert. Ganz neu ist das Atelier für Bläserklassen. „Das haben wir speziell auf die Sindelfinger Situation abgestimmt, weil es etliche Schulklassen gibt, die geschlossen gemeinsam musizieren“, sagt Hans-Martin Werner. Alle Ateliergruppen präsentieren bei einer Abschlussveranstaltung am 3. Oktober von 18 Uhr an in der Stadthalle ihre Ergebnisse. Auch die Kultusminister beider Länder nehmen an diesem Konzert teil.

Die Organisation der Begegnung liegt in den Händen der Schule für Musik, Tanz und Theater (SMTT). „Wir sind der Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Logistik“, sagt der Schulchef und Stadtmusikdirektor Markus Nau.