Lediglich 14 Namen werden auf den Stimmzetteln für den vierten Jugendgemeinderat stehen, für den es eigentlich 18 Plätze gibt. Aufgeben wollen die Stadt und die Gemeinderäte das Gremium aber nicht. Noch nicht.

Korntal-Münchingen - Die Räte und der Bürgermeister sind ratlos – wegen der Räte. Denn für den neu zu wählenden Jugendgemeinderat gibt es zu wenig Kandidaten. 15 Bewerbungen sind für die 18 Plätze eingegangen, eine musste der Wahlausschuss am Donnerstag zurückweisen, weil der Schüler nicht mehr im Ort wohnt. „Unsere Befürchtungen haben sich bestätigt“, sagte der Bürgermeister Joachim Wolf. Was zudem schwer wiegt: vom bestehenden Gremium will nur der Sprecher Steffen Müller weitermachen.

 

Der Stadtjugendpfleger Matthias Rees versuchte, noch positive Aspekte zu finden: Die Quoten würden gut erreicht, diesmal sogar bei den Vertretern auswärtiger Schulen. „Die Bewerber sind auch alle gute Leute.“ Und Wolf ergänzte mit Blick auf die fehlende Kontinuität: „Es ist ja nicht schlecht, wenn es viele neue Gesichter gibt, das bringt vielleicht frischen Wind.“

Doch auch wenn das Interesse gesunken ist: „Ich würde auf keinen Fall raten, uns davon entmutigen zu lassen“, sagte Wolf. Und weil in der Wahlordnung stehe, dass das Gremium „in der Regel“ aus 18 Jugendlichen bestehe, könne man es für die kommenden zwei Jahre auch mit nur 14 Räten besetzen. „Wir werden den Rat nicht einfach sein lassen, dafür hat er in den vergangenen Jahren zu wertvolle Arbeit geleistet.“ Das sahen auch die Vertreter der Parteien so, wenngleich Roman Graser (Grüne) anmerkte, dass die Wahl Ende Juni nun keine mehr sei. Allerdings hatte es die auch schon 2013 nicht gegeben, da sich damals genau 18 Kandidaten gefunden hatten.

Über die Gründe für das geringe Interesse rätselten die Erwachsenen auch am Donnerstag. Sogar in Gerlingen hatte man angerufen, weil der dortige Jugendgemeinderat seit 20 Jahren existiert und als Erfolg gilt – aber keine Lösung bekommen. Für Rees ist der Hauptgrund klar: „G8 macht uns absolut einen Strich durch die Rechnung.“ Das zeige sich auch darin, dass es deutlich weniger Bewerber des Korntaler Gymnasiums gab. Während es im ersten Gremium noch zehn Jugendräte stellte („der Jugendgemeinderat war damals Kult“), gebe es diesmal nur vier Bewerber. Dort gelte die Meinung, dass der Jugendgemeinderat anstrengend und mit viel Arbeit verbunden sei, so Rees.

Steffen Müller relativiert das. Es sei zwar derzeit wegen des vielen Unterrichts schwierig, Jugendliche längerfristig zum Engagement zu bewegen. „Der Zeitaufwand hält sich in Grenzen“, sagt der 17-Jährige aber auch. Vielmehr sei es eine Kopfsache und Frage der zeitlichen Einteilung. „Und wahrscheinlich denken viele, dass der Jugendgemeinderat etwas für Streber ist“, nennt er einen weiteren Grund. Dieses Bild will er geraderücken.

Und auch für die Gemeinderäte wird es einige Arbeit geben: „Wir müssen uns rechtzeitig Gedanken machen, wie wir auf diese Ergebnisse reagieren“, sagte Wolf. Eine Lösung ist für Rees, „weiter rauszugehen, in Vereine und Verbände“ und dort künftig stärker um Kandidaten zu werben. Und Steffen Müller will die Zusammenarbeit mit den Jugendhäusern intensivieren. Die habe es zwar schon bisher gegeben, aber bei Veranstaltungen sei auf Plakaten immer nur eine Institution als Organisator genannt worden. „Wir müssen öffentlich mehr zusammenauftreten.“

Doch zuvor gibt es eine weitere Aufgabe: „Wir müssen zusehen, dass wir die Jugendlichen nun motivieren, zur Wahl zu gehen – auch wenn es eigentlich keine ist“, so Wolf.