Die Gemälde des Künstlers Clemens Hövelborn zeigen Gewaltdarstellungen, die der Leitung des Jugendhauses Mitte zu krass sind. Nach nur drei Tagen wurde die Ausstellung nun wieder abgebaut. Die Galeristin sieht die Sache allerdings anders.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Die Gemälde des Stuttgarter Künstlers Clemens Hövelborn provozieren: Gewaltszenen sind auf ihnen zu sehen – Gangster, Kapitalverbrecher, auf einem auch der Amokläufer von Winnenden. Dabei zitiert Hövelborn gerne alte Meister: Historische Ensembles von Caravaggio etwa versetzt er in die Gegenwart und besetzt sie mit Wirtschaftsverbrechern und jungen Rebellen.

 

Im Club Zollamt waren die Bilder im Sommer zu sehen, nun auch im Jugendhaus Mitte, das jedoch nur für drei Tage. Am Freitag, 24. Oktober, war die Vernissage, am darauffolgenden Dienstag fiel die Entscheidung, die Ausstellung wieder abzubauen.

Bilder sind „heftiger“ als angenommen

„Man kann die Bilder nicht einfach so zeigen, zumindest nicht unter 16-Jährigen“, erklärt der fürs „Mitte“ zuständige Bereichsleiter der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH, Ingo-Felix Meier, warum die Ausstellung kurzfristig wieder abgebaut wurde. Im Haus habe man wahrgenommen, dass die Bilder „heftiger sind“ und eine dauerhafte pädagogische Begleitung erforderten. Die Vernissage sei zwar pädagogisch begleitet und eingeordnet worden, doch dauerhaft sei das für sie nicht leistbar, erklärt Meier. Auch die Räumlichkeit habe sich nicht geeignet, weil sie nicht abschließbar ist.

Der Vertreter der Jugendhausgesellschaft betont, dass es eine rein interne Entscheidung gewesen sei, die Bilder wieder abzuhängen. „Es gab keinen Druck von außen“, betont Meier. Weder hätten sich Eltern beschwert noch Besucher oder Vertreter aus der Politik. „Wir hatten gar keine externe Rückmeldung seit der Vernissage“, versichert er.

Galeristin bedauert die Entscheidung

Die Galeristin des Künstlers, Sarah Haberkern, bedauert die Entscheidung der Jugendhausgesellschaft sehr, die „fabelhaften Bilder“ nicht mehr zu zeigen. Sie will sich eigentlich nicht zu dem Vorfall äußern, sagt aber so viel: dass auf den Gemälden nichts zu sehen sei, was Jugendliche nicht auch im Fernsehen, in den Medien, in der Zeitung sehen könnten. Die Bilder glorifizierten keine Gewalt, sie seien eine kritische Auseinandersetzung. „Clemens Hövelborn zeigt uns gegenwärtige junge Menschen, wie sie wirklich leben, er zeigt eine Realität, die in jeder Großstadt des 21. Jahrhunderts existiert und Fakt ist“, so Sarah Haberkern.

Dass man die Gemälde „wunderbar nutzen kann, um darüber pädagogisch kontrovers zu diskutieren“, meint zwar auch Ingo-Felix Meier. Nur müsse das eben fundiert begleitet sein. Wenn es das richtige „Setting“ gebe, seien sie durchaus bereit, die Bilder erneut zu zeigen, sagt der Bereichsleiter.

Eigentlich wechseln im Jugendhaus Mitte alle zwei Monate die Ausstellungen. Während in den anderen Jugendhäusern Jugendliche vor allem eigenes an die Wände hingen, verfolgt das Jugendhaus Mitte ein anderes Konzept, indem jungen, hiesigen Künstlern ein Forum geboten wird. Diese bekommen dafür kein Geld, die Ausstellungen kosten im Gegenzug für die Besucher auch keinen Eintritt.