Bei einem großen Jugendhearing am Bildungszentrum in Weissach im Tal präsentieren rund 700 Schüler den Erwachsenen ihre Wünsche. Die Bürgermeister hören zu und machen Zusagen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Weissach im Tal - Bei allen Punkten sind sich die rund 700 Schüler des Bildungszentrum (Bize) Weissacher Tal, die jetzt an einem großen Jugendhearing teilgenommen haben, nicht einig. Die einen wünschen sich zum Beispiel gesünderes Essen in der Mensa, die anderen mehr Fast Food. Ihre Forderungen und Wünsche haben die Schüler bei der vom Kreisjugendring (KJR) Rems-Murr organisierten Mammutveranstaltung in der Schule und der benachbarten Seeguthalle auf große Plakate geschrieben. Ganz wichtig ist den Jugendlichen freies W-Lan, möglichst vielerorts in den vier Gemeinden, die das Schulzentrum tragen: in Weissach und in Allmersbach im Tal, in Auenwald und in Althütte.

 

Ferner möchten die Jugendlichen mehr Busverbindungen und in der Schule ihre Mobiltelefone nutzen dürfen. Viele Schüler wünschen sich Chillplätze – Orte, an denen sie sich ungestört treffen können. Sie fordern ein Hallenbad, das nicht nur für den Schulunterricht geöffnet wird, eine Downhill-Strecke für Mountainbiker im Wald und eine Eislauffläche. Eine Gruppe setzt sich dafür ein, dass Cannabis legalisiert wird – eine Forderung, die die vier Bürgermeister, die zum Hearing gekommen sind, freilich nicht erfüllen können. Gleiches gilt für den Wunsch nach mehr Einkaufsläden, etwa einer H+M-Filiale.

Applaus für den Bürgermeister

Für eine bessere Ausstattung der Schule indes sind die Kommunen zuständig. Im Gespräch mit den Schülern betont der Schultes von Auenwald, Karl Ostfalk, dass er diesen Wunsch sehr ernst nehme. Sein Weissacher Kollege Ian Schölzel erklärt mit Blick auf den Wunsch nach einem Hallenbad, dass es womöglich die bessere Idee sei, mehr Busse einzusetzen, die zum Backnanger Bad fahren. Eine Eislauffläche, sagt er, könnte unter Umständen vor dem Schulgebäude in der Sitzmulde angelegt werden. Als der Schulleiter des Bize-Gymnasiums, Christoph Mohr, das hört, schrillen bei ihm die Alarmglocken. Haftungsrechtliche Fragen müssten geklärt werden, sagt der Pädagoge am Rande des Hearings. Dass sich Ostfalk offen zeigt für eine bessere Ausstattung der Schule gefällt dem Direktor hingegen sehr gut. Vom freiem W-Lan und dem privaten Gebrauch von Handys im Schulhaus hält er aber nichts.

Der Bürgermeister von Allmersbach, Ralf Wörner, sagt zu, dass er im Gemeinderat dafür werben werde, dass der Sporterlebnispark erweitert wird. Reinhold Sczuka, der Schultes von Althütte, erklärt, dass er sich durchaus vorstellen könnte, ganz in der Nähe der Schule freies W-Lan anzubieten. Dafür bekommt er viel Applaus.

Das Bundesprojekts „Partnerschaft für Demokratie“

Der als Moderator engagierte Erik Flügge, ein Politikwissenschaftler und Kommunalberater sagt, die Bürgermeister hätten „maximale Zusagen gemacht“: dass sie die Wünsche der Jugendliche mitnehmen wollten in ihre Gemeinderaträte. Und Angelika Roth vom Kreisjugendring erklärt am Rande der Präsentation, dass im Rahmen des Bundesprojekts „Partnerschaft für Demokratie“ bis 2019 insgesamt mehr als 50 000 Euro für die vier Gemeinden zur Verfügung stünden. Das Jugendhearing war der Startschuss für das Langzeitprojekt. Die Schülerinnen und Schüler dürfen sich also durchaus Hoffnungen machen, dass zumindest manche ihrer Wünsche erfüllt werden können.