Rechtzeitig zum 45. Geburtstag der ersten Jugendkunstschule im Land haben die 95 jungen Künstler zwischen sechs und 14 Jahren das Paradies auf Erden fertig gestellt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Mitte - Orangenschalen werden zu Rosen, Fasern von Reisigbesen zu Schilfgras, Topfkratzer zu Lockenhaaren. Die Kreativität kennt keine Grenzen. „Sie ist unverzichtbar für eine offene Gesellschaft“, betonte die Leiterin der Jugendkunstschule, Ursula Thiele-Zoll, zur Eröffnung der Ausstellung des Projekts Projekts „Das Paradies – die Zähmung der Götter“. Viele der insgesamt 95 jungen Künstler zwischen sechs und 14 Jahren waren mit ihren Eltern gekommen, damit diese den Einfallsreichtum und das überaus bunte Gewusel und Treiben im irdischen Paradies bestaunen konnten.

 

Zwei Jahre lang gebastelt

Zwei Jahre lang hatten sie an der Entstehung des Paradieses Woche für Woche modelliert, geschnitten, geklebt, bemalt, mit Draht hantiert und mit Erde gemanscht. „Hier hat man viel mehr Zeit und viel mehr Möglichkeiten als zuhause“, schwärmt der 13-jährige Moritz. Seit fünf Jahren kommt er jede Woche in die Jugendkunstschule an der Eberhardstraße und probiert am liebsten verschiedene Maltechniken aus.

Drei Ebenen hat das Gesamtprojekt: ganz unten, unter der Erde, leben Dachs, Maus, Igel und vielerlei Käfer, ebenso die Fische und Wassertiere. Auf der mittleren Ebene tummeln sich Mensch und Tier, wilde und scheue, kleine und große, Vögel , Insekten und Fantasiepflanzen – alle in trauter Eintracht. In der Mitte des Paradieses erhebt sich ein Baum, der ebenfalls Lebensraum von allerlei Tieren ist und er trägt in seiner Krone das Himmelszelt, in dem die Repräsentanten der fünf Weltreligionen mit ihren jeweiligen Symbolen erstaunt auf die Schönheit der Erde blicken.

Erste Jugendkunstschule im Land

„Das Paradies auf Erden ist nur zu haben, wenn sich die Götter verständigen und Frieden schließen“, erklärte Ursula Thiele-Zoll das Konzept. „Die Schönheit könnte Zwist und Gewalt beenden.“ Somit hat die Mitwirkung an dem Gesamtkunstwerk nicht nur einen Riesenspaß gemacht, sondern eine durchaus politische Aussage. Das Projekt ist rechtzeitig zum 45. Geburtstag der Jugendkunstschule fertig geworden. Die Künstler Ursula Thiele Zoll und ihr Mann Dietmar Thiele hatten sie 1972 als erste im Land gegründet. Seither haben tausende von Kindern, unterstützt mit Rat und Tat der Mitarbeiter, ihrer Kreativität hier freien Lauf lassen können.