Junge Flüchtlinge bleiben bis zu sechs Monate lang in der Notaufnahme. Für sie müssen mehr betreute Wohngruppen geschaffen werden, meint StZ-Redakteurin Viola Volland.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Es ist sicherlich vertretbar, wenn sich junge Flüchtlinge für einige Wochen ein Zimmer teilen. Anfangs mag es den Jugendlichen sogar gut tun, nach ihrer Ankunft nicht alleine zu sein und im besten Fall gleich Anschluss zu finden. Wenn aus Wochen jedoch viele Monate werden, sieht das anders aus. Im Schnitt verbleiben die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge inzwischen sechs Monate in der Notaufnahme. Das ist deutlich zu lang. Das weiß man auch im Jugendamt. Doch den Mitarbeitern sind die Hände gebunden, wenn alle zur Verfügung stehenden Wohngruppen belegt sind.

 

Zum Glück ist der Personalschlüssel komfortabel im Vergleich zu den normalen Flüchtlingsunterkünften. Doch man sollte sich nicht auf der guten Arbeit der Sozialarbeiter ausruhen, die es bisher schaffen, dass die Stimmung in den Notunterkünften nicht kippt – trotz der Hitze, trotz des Ramadans, trotz der Überbelegung.

Junge Menschen brauchen Perspektiven

Die beste Sozialarbeit, die beste Prävention, ist allerdings, den jungen Menschen Perspektiven zu vermitteln. Schließlich kommen sie in der Regel hoch motiviert hierher: Sie wollen sich integrieren. Dazu gehört auch ein Wohnumfeld, das echtes Ankommen zulässt. Mehr Wohngruppen sind aber nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit. Die jungen Flüchtlinge haben schließlich den Anspruch, dass ihnen so geholfen wird, wie jedem anderen Jugendlichen, der vom Staat in Obhut genommen wird. Eine dauerhafte Unterbringung in überbelegten Notunterkünften konterkariert jedoch diesen Hilfeanspruch.