Die Jugendrat-Projektgruppe hat ihre Wünsche und Ziele den Bezirksbeiräten vorgestellt. Neben einer Fahrrad-Leihstation der Deutschen Bahn macht sie sich unter anderem für einen Bauwagen als Treff in der Nähe des Skaterparks stark.

Botnang - Zu wenig Kandidaten, zu wenig Visionen, zu wenig Erfolgserlebnisse: So sah in den vergangenen Jahren meistens die Bilanz des Botnanger Jugendrats aus. Zehn Mal wurden die Stuttgarter Jugendlichen seit 1995 an die Urnen gebeten. Aber nur zwei Mal kam überhaupt ein Gremium in Botnang zustande – auch deshalb überlegte man im Stadtbezirk vor der vergangenen Wahl Anfang des Jahres, ob es künftig nicht sinnvoller ist, gemeinsam mit Stuttgart-West einen Jugendrat zu stellen.

 

Dort würden viele Jugendliche zur Schule gehen und deshalb würde sich hauptsächlich auch dort das Leben des Botnanger Nachwuchses abspielen. Ohne eine weiterführende Schule in Botnang werde sich das auch nicht ändern, vermutete FDP-Stadtrat Matthias Oechsner bei der Diskussion im Bezirksbeirat vor etwa einem Jahr. Doch die Kommunalpolitiker wollten einer Fusion nicht zustimmen. „Unser Jugendrat würde in der Bedeutungslosigkeit verschwinden“, sagte Mark Bachofer (SPD). Das sahen die anderen Kommunalpolitiker ähnlich.

„Es ist schade, dass man immer in den Westen fahren muss“

Ihre damalige Entscheidung haben sie nicht bereut. Obwohl sich auch für die aktuelle Legislaturperiode zu wenig Kandidaten gefunden haben, um einen Jugendrat zu bilden, ist man in Botnang zufrieden. Denn die sechs interessierten Jugendlichen engagieren sich trotzdem im Bezirk – nicht in einem offiziellen Gremium, aber in einer sogenannten Jugendrat-Projektgruppe. „Ich habe lieber sechs Jugendliche, die wirklich wollen, als elf, von denen nur drei zu den Sitzungen kommen“, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Mina Smakaj. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats hatten nun die Mitglieder der Projektgruppe Gelegenheit, ihre Arbeit, Ziele und Wünsche vorzustellen. Felix Gaber und Leon-David Scholtz übernahmen diese Aufgabe.

„Es gibt leider wenig bis keine Optionen für Jugendliche in Botnang – außer den Sportvereinen ASV und SKG. Es ist schade, dass man immer in den Westen fahren muss“, sagte der 18-jährige Abiturient Felix Gaber. Er ist davon überzeugt, dass die Jugendlichen in Botnang sehr wohl Veranstaltungen oder Partys im Bezirk besuchen würden, wenn das Angebot denn da wäre. Bestes Beispiel sei eine Feier im Café Intus des Bürgerhauses gewesen, welche die Jugendrat-Projektgruppe Anfang April ausgerichtet habe. „Wir hatten rund 300 Gäste“, sagte Felix Gaber.

Drahtesel als Nachtbus-Ersatz

Aber dem Gremium geht es nicht nur ums Feiern. „Wir sind gerade dabei, einen Bauwagen als Treff in der Nähe des Skaterparks an der Beethovenstraße zu organisieren“, sagte Leon-David Scholtz. Zudem wolle man sich für das Haus der Jugend stark machen und versuchen, in Botnang eine Fahrrad-Leihstation der Deutschen Bahn zu bekommen. An vielen Punkten in Stuttgart ist es derzeit schon möglich, sich einen Drahtesel von der Bahn AG zu borgen – nur nicht in Botnang. „Dabei wäre es sehr wichtig, zum Beispiel, wenn in den Schulferien kein Nachtbus fährt“, sagte Scholtz. Der Elftklässler der Freien Walddorfschule hoffte bei diesem Anliegen auf Unterstützung des Bezirksbeirates: „Wir sehen bei Jung und Alt einen großen Bedarf. Aufgrund der Topografie sollten an der Station Pedelecs angeboten werden.“ Diesem Vorschlag konnten sich die Kommunalpolitiker anschließen. Abgestimmt wird über den Antrag allerdings erst in der nächsten Sitzung des Bezirksbeirats, die am kommenden Dienstag, 13. Mai, im Rathaus, Klinglerstraße 7, stattfinden wird. Los geht es um 18.30 Uhr.