Mit zwei Jugendräten auf Stimmenfang in der Schule: Laurin-Emanuel Müller und Astrid Toennießen versuchen, möglichst viele Jugendliche zu ermutigen, sich als Kandidat für die Jugendratswahlen aufstellen zu lassen. Bewerben kann man sich noch bis 30. Oktober 2015.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Innenstadt - Ihr habt ja sicher alle diese Flyer bekommen“, sagt Astrid Toennießen und hält eine der Broschüren in die Höhe, „Jugendrat Stuttgart“ steht darauf, und „Mitbestimmer“. Die Zehntklässler vor ihr schütteln zum größten Teil den Kopf. „Egal, ob ihr ihn gelesen habt oder nicht: heute stellen wir euch nochmals die Arbeit des Jugendrats vor“, sagt sie.

 

Astrid Toennießen und Laurin-Emanuel Müller sind die Sprecher zweier Jugendräte – Astrid im Jugendrat Ost und Laurin im Jugendrat Nord. Sie sind an ihrer Schule, dem Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, unterwegs, um Werbung für den Jugendrat zu machen, und andere Jugendliche ermutigen, sich als Kandidat für die nächsten Wahlen aufstellen zu lassen. „Der Jugendrat vertritt die Interessen der Jugendlichen“, erklärt Astrid. „Jugendliche haben oft andere Interessen als Erwachsene“, ergänzt Laurin, „und wir versuchen, das durchzusetzen, was wir uns wünschen.“ Es sei nicht immer leicht, sagt der Sprecher des Jugendrats Nord: „Aber es ist besser, als wenn man gar nichts macht. Und so habt ihr die Chance, etwas zu verändern.“ Und noch einen weiteren Vorteil nennt Astrid: „Ehrenamtliches Engagement sehen spätere Arbeitgeber gerne.“

Gute Chancen, gewählt zu werden

Als erfolgreiche Projekte der Stuttgarter Jugendräte nennen beide etwa den erweiterten Bus- und Bahnverkehr zu Abend- oder Nachtzeiten oder den Skatepark am Pragfriedhof, seit vergangenem Jahr mit Lärmschutz versehen, oder die Erweiterung des VVS-Scool-Abonnements auf das ganze Netz. Nach der Präsentation haben die Zehntklässler Fragen. Etwa, wie man sich am besten vorstellen könnte, so dass viele Jugendliche einen wählen. „Auf den Wahlplakaten steht euer Name und ein Foto von euch“, erklärt Laurin, „darunter könnt ihr in einem kleinen Text erklären, wofür ihr euch einsetzen wollt.“ Weil einige nun beim Wort „Foto“ zweifelnd schauen, fügt Laurin an: „Es geht auch ohne Foto, aber dann sind eure Chancen schlechter, gewählt zu werden, denn dann wissen die Jugendlichen nicht, wer ihr seid.“

Während die Zehntklässler noch nachfragen, sind die Achtklässler deutlich schüchterner, lassen sich auch lieber noch einmal genau erklären, was der Gemeinderat macht und was der Jugendrat. „Ihr habt auch gute Chancen, gewählt zu werden“, macht Astrid Mut. Bisher gebe es nämlich nicht so viele Bewerber. „Und selbst wenn ihr nicht gewählt werdet: Nachrücken könnt ihr immer noch, wenn jemand anders ausscheidet.“ Das sei auch ihr persönlich so gegangen: „Direkt gewählt worden bin ich nicht, aber ich bin nachgerückt, und jetzt bin ich Sprecherin.“

Jugendratssprecher bewirbt sich auch wieder

Vier Klassen besuchen die beiden Jugendräte an diesem Tag. „Wenn aus jeder Klasse nur einer mitmachen würde, wäre das schon toll“, sagt Laurin. Im Jugendrat Nord scheiden aufgrund der Altersgrenze einige aus. Laurin selbst wird sich aber noch einmal zur Wahl aufstellen lassen: „Mitbestimmen – das ist doch toll.“

INFO

Bis 30. Oktober kann man sich als Kandidat für die Jugendratswahl bewerben, jeweils in dem Bezirk, in dem man wohnt. Wie das genau geht, steht im Internet auf www.jugendrat-stuttgart.de.

Zwischen 18. Januar und 5. Februar finden die Jugendratswahlen statt. Wählen – und gewählt werden – dürfen alle Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die seit mehr als drei Monaten in Stuttgart leben. Die Nationalität spielt keine Rolle. Weitere Informationen gibt es im Rathaus unter 216 603 00.

Derzeit gibt es in allen Innenstadtbezirken einen Jugendrat – bis auf Mitte: Dort hatten sich bei der Wahl 2013 nicht genügend Kandidaten gefunden. Darum gibt es momentan nur eine Projektgruppe. Damit ein Jugendrat gewählt werden kann, werden in Mitte und Nord jeweils mindestens 13 Kandidaten benötigt, in Süd und West jeweils 15 und in Ost 17.