Die Bewerberfrist für die Jugendratswahl 2018 ist abgelaufen. In Stuttgart-Plieningen und Stuttgart-Birkach reicht die Zahl der Kandidaten nicht aus. Dort wird es nur eine Projektgruppe geben. Die Jugendlichen in Sillenbuch und Degerloch hingegen haben die Wahl.

Filder - In Birkach und Plieningen hat es nicht gereicht. Für die bei der Jugendratswahl 2018 zu vergebenden elf Plätze wären 13 Bewerber notwendig gewesen. Nun ist die Bewerberfrist abgelaufen, und nur sechs Jugendliche kandidieren für das Amt. Damit steht fest, dass es in dem Doppel-Stadtbezirk nach wie vor keinen Jugendrat geben wird, da keine Wahl stattfinden kann. Stattdessen bilden die sechs Bewerber eine Projektgruppe.

 

Die Bezirksvorsteherin von Plieningen und Birkach, Andrea Lindel, kann sich dies nicht erklären: „Wir sind völlig ratlos, warum es bei uns nicht gereicht hat“, sagt sie. Besonders verwundert ist sie, weil sich in den benachbarten Bezirken Sillenbuch und Degerloch in diesem Jahr genügend Kandidaten gefunden haben: „Wenn überall keine Wahl zustande kommen würde, könnten wir uns das vielleicht noch erklären. So hingegen ist es umso rätselhafter.“

Keiner aus der Projektgruppe wollte sich aufstellen

Sie hält es für schade, dass Plieningen und Birkach weiterhin keinen echten Jugendrat haben werden: „Die Projektgruppe hat ja viel umgesetzt, wie beispielsweise die Sanierung des Bolzplatzes am Hagebuttenweg in Plieningen.“ Trotzdem habe sich keiner von den Jugendlichen, die bisher in der Projektgruppe tätig waren, für den Jugendrat aufstellen wollen. Da nicht nur die Bezirksvorsteherin Lindel, sondern auch die Bezirksbeiräte der Frage nachgehen wollen, warum bei ihnen nicht genügend Jugendliche gefunden wurden, haben die Lokalpolitiker das Thema spontan auf die Tagesordnung der kommenden Bezirksbeiratssitzung im Dezember gesetzt.

Ein kleiner Trost für die Plieninger und Birkacher könnte sein, dass die Projektgruppen den Jugendräten nahezu gleichgestellt sind. Die Mitglieder haben die gleichen Rechte gegenüber dem Bezirksbeirat wie die Jugendräte. Auch das Budget ist identisch. In Stuttgart bekommt jede Projektgruppe und jeder Jugendrat unabhängig von der Größe des Stadtbezirks 4195 Euro im Jahr. Darin enthalten ist auch das Sitzungsgeld. Das bekommen sowohl die gewählten Räte als auch die Mitglieder der Projektgruppen – und zwar 9,20 Euro pro angefangener Stunde. Das entspricht der Pauschale, die auch Wahlhelfer erhalten.

In Sillenbuch ist die Freude groß

Einen Unterschied gibt es dann aber doch. Die Jugendräte dürfen drei stimmberechtigte Vertreter in den gesamtstädtischen Arbeitskreis Stuttgarter Jugendrat entsenden, die Projektgruppe nur einen. Der Jugendrat ist Ansprechpartner der Stadtverwaltung und des Gemeinderats.

Aus diesem Grund ist Hans Peter Klein, der stellvertretende Bezirksvorsteher von Sillenbuch, stolz, dass es in seinem Bezirk 2018 zu einer echten Wahl kommt: „Wir hatten zwei Jahre lang keinen gewählten Jugendrat. Darum ist die Freude besonders groß.“ Allerdings betont er, dass es von der Qualität her keinen Unterschied mache, ob ein Jugendrat oder eine Projektgruppe am Zug sei. Denn dass es nun zu einer Wahl in Sillenbuch komme, hänge ausschließlich mit dem großen Engagement der Projektgruppe zusammen – speziell mit dem der beiden Sprecherinnen Anna-Sophia Gronbach und Claire Meyer.

Auch in Degerloch gibt es eine Wahl

Das bestätigt auch der Leiter des Sillenbucher Jugendhauses und pädagogischer Begleiter der Projektgruppe, Klaus Dieter: „Die Mitglieder der Projektgruppe waren sehr aktiv. Sie waren an allen Schulen sowie im Jugendhaus unterwegs und haben zusätzlich in verschiedenen Freundeskreisen über den Jugendrat informiert.“ Das Ergebnis, dass für insgesamt elf Plätze 21 Kandidaten gefunden wurden, habe alle Erwartungen übertroffen, sagt Klaus Dieter. Nötig seien 13 Bewerber gewesen.

Das Engagement der Sillenbucher Jugendlichen habe sogar bis nach Degerloch gereicht, meint Dieter. Die jungen Leute hätten auch dort fleißig die Werbetrommel für den Jugendrat gerührt. Auch in Degerloch wird mit 14 Bewerbern auf elf Plätze eine echte Jugendratswahl im kommenden Jahr stattfinden können.

Für die Jugendratswahl gilt, dass es eine echte Wahl sein soll. Darum muss es mindestens zwei Kandidaten mehr geben als Sitze. Insgesamt kandidieren in Stuttgart 367 Mädchen und Jungen. Das sind 51 mehr als bei der Wahl 2016. In vier Wahlbezirken wird es keine Jugendratswahl geben. Neben Plieningen-Birkach sind das Vaihingen, Münster und Stammheim.