Wer mit offenen Augen durch den Stuttgarter Westen spaziert, kann so einiges entdecken. Über den Türen sitzen Engel und Wassergeister, unter den Fensterrahmen verstecken sich Nixen und Drachen. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie und kommen Sie mit auf eine Reise in die Epoche des Jugendstils.

Stuttgart West - Rund um den Bismarckplatz gibt es viel zu sehen. Wer durch Stuttgarts Gründerzeitviertel geht, kann überall Spuren des Jugendstils entdecken. Gekennzeichnet ist diese Epoche durch geschwungene Elemente, florale Ornamente und für unseren heutigen Geschmack fast ein wenig kitschig anmutende Darstellungen von Tieren und Sagengestalten.

 

In Deutschland hatte er seine Anfänge 1896 in  München. Namensgebend war die illustrierte Kulturzeitschrift Jugend. Der Jugendstil war eine Aufstands- und Protestbewegung - die Menschen wollten das Steife und Ernsthafte hinter sich lassen.

"Licht, Luft, Sonne für alle" lautete die Forderung. In der Architektur hieß es deshalb: "Weg mit schweren neobarocken Fassaden, keine übertriebene Symmetrie mehr!"  Stattdessen war es modern, Fassaden spielerisch mit Ranken, Pflanzen und anderen Motiven zu versehen. Auch in Stuttgart wurden viele Häuser dieser Zeit im neuen Stil gebaut  oder saniert.

Individuelle Gestaltung

Der Westen war zu dieser Zeit ein gehobenes Wohngebiet. Deshalb lassen sich hier besonders viele Gebäude im Jugendstil finden. Interessant dabei ist die Unterschiedlichkeit der Fassaden. Jedes Haus zeigt andere Verzierungen. Da gibt es Elefantenköpfe, die den Balkon tragen, Ranken, die sich um Fenster schlingen und ein Relief mit spielenden Kätzchen. Manchmal muss man sehr genau hinschauen, um brüllende Löwen oder Drachen in den Nischen zu entdecken.

Die Fassaden sind sehr individuell gestaltet und teilweise in ihrer Bedeutung auch mit den Bewohnern verbunden. In der Gutbrodstraße ließ sich ein Bäcker über seiner Backstube verewigen, samt Ähren und einer Brezel. Auch heute kann man hier noch Backwaren kaufen.

Hinter dem Schwabtunnel

Besonders schöne Jugendstilhäuser findet man in der Schickhardtstraße direkt hinter dem Schwabtunnel.  Die von den Gebrüdern Kärn entworfenen Backsteinhäuser haben wunderschöne, verspielte Fassaden. Hier kann man eine Vielzahl von unterschiedlichen Elementen entdecken. Von Schildkröten über Sonnenblumen bis hin zu einer großen Neptunfigur über dem Eingang. Im Gegensatz dazu erscheinen die Seiten- und Rückwände geradezu trostlos. Hier hat es nur noch für ein paar aufgemalte Fensterrahmen gereicht. Eine repräsentative Fassade war eben wichtiger - hier konnte gezeigt werden, was man hat.

Die Epoche des Jugendstils fand durch den beginnenden ersten Weltkrieg ein jähes Ende. Seine Verspieltheit und die brutale Realität dieser Zeit passten nicht zusammen. Nach dem Krieg setzte sich dann die neue Sachlichkeit in der Architektur durch. Glücklicherweise blieben jedoch einige Gebäude aus der Zeit erhalten, in der die Menschen nach dem "Höheren, Schöneren und Edleren" strebten.

Kommen Sie mit auf einen kleinen Streifzug durch den Stuttgarter Westen. In unserer Bildergalerie zeigen wir Ihnen die schönsten Fassaden aus der verträumten Epoche des Jugendstils.

 


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