Ein weiterer Termin für den Bau eines Jugend-Treffpunkts hinter dem Züblin-Parkhaus in der Stuttgarter Mitte ist angekündigt: Der 20.Oktober. Der Beginn hat sich immer wieder verschoben gehabt.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Die Nachricht kam per SMS und war knapp: „Bauarbeiten haben begonnen.“ Getippt hatte sie Heinrich Huth, der SPD-Vorsitzende in der Stadtmitte. Gemeint waren die vielfach verschobenen Bauarbeiten für einen Treffpunkt der Jugend hinter dem Züblin-Parkhaus.

 

Der Widerruf kommt vor Ort und ist knapper: „Straße“, sagt ein Bauarbeiter, der Vokale presst und Konsonanten dehnt. Es klingt wie „Schdrasse“ und heißt: Er baggert nicht am Jugendplatz, sondern davor im Asphalt. Dann hastet er davon, weil eine blond gefärbte und in Pink verpackte Frau vom Straßenstrich eine Bauabsperrung in die eben ausgehobene Grube gekippt hat.

Schwierigkeiten vor Baubeginn

„Anfang September beginnt der Bau“ – der Bau des Jugendplatzes. So hatte es Volker Schirner, der Leiter des Gartenamts, vor zwei Monaten angekündigt. Zuletzt „mussten noch nachbarschaftliche Dinge geklärt werden“, sagte er. „Der Parkhausbetreiber hatte Regulierungsbedarf.“ Der Baubeginn war nicht zum ersten Mal angekündigt, um sich zu verschieben. Zum Jahresanfang galt eine Eröffnung im Sommer als gewiss. Zuvor war sie für Sommer 2013 geplant, dann aufs Frühjahr 2014 vertagt.

Zu wenige für einen Jugendrat

Die Summe der Verzögerungen hat gleichsam einen Namen: Anaick Geißel. Einst war der Treffpunkt ein Wunsch des Jugendrats Mitte. Geißel war dessen Sprecherin. Inzwischen studiert sie längst in Heidelberg, und den Jugendrat gibt es nicht mehr. Zu wenige Kandidaten stellten sich zur Wahl. Was damit zu tun haben mag, dass „ich die Arbeit teilweise ziemlich frustrierend fand“, wie Geißel sagt.

Wofür der Jugendtreff als Beispiel taugt. Für die Urversion der Pläne hatten Jugendräte Gleichaltrige und Bewohner der Umgebung befragt. Für die Verwirklichung liegen längst 350 000 Euro bereit. Die Stadt beauftragte einen Landschaftsarchitekten. Sie ließ den Boden auf Altlasten untersuchen, später den Untergrund auf Tragfähigkeit, weil der Verdacht aufkam, dass gefährliche Hohlräume im Erdreich lauern. Keine Furcht hatten die Ämter, als das Traumtheater Salome an just jener Stelle sein Zelt aufbaute, um 300 Zuschauer pro Vorstellung zu unterhalten.

Am Ende blieben nicht allzu viele Wünsche der Jugend. Wasser- und Stromanschluss wurden der Kosten wegen geopfert. Eine Bühne verbietet die Versammlungsstättenverordnung. Eine Tribüne zum Sportplatz von der Größe eines Basketballfelds wurde ebenfalls gestrichen. Eine Fahrradwerkstatt soll statt täglich, wie ursprünglich gehofft, einmal wöchentlich öffnen. Der Platz selbst ist nachts geschlossen. Er wird sechs Meter hoch eingezäunt. Zu welcher Uhrzeit das Tor verriegelt wird, ist unklar. Im Gespräch ist acht am Abend, ausnahmsweise zehn.

Baubeginn steht fest, doch sicher ist er nicht unbedingt

Die Bauarbeiten sollen endgültig am 20. Oktober beginnen. Dies teilt nicht das Gartenamt mit, sondern Michael Hörr, aber das Amt bestätigt den Termin. Hörrs Familienunternehmen ist mit dem Bau beauftragt. An den Gittern, die das längst von Gras überwucherte Grundstück umzäunen, hängen seit Monaten die Werbebanner der Hörr Gartentechnik. Die planenden Landschaftsarchitekten vom Büro Wölffing-Seelig scheinen nicht ganz so sicher: Für den Platz seien viele amtsinterne Abstimmungen nötig, Termine am Bau könnten sich immer verschieben. „Mir ist das nicht angenehm“, sagt Schirner und meint, dass erneut ein Termin gekippt wurde. Die Begründung lautet, dass vieles zusammengekommen sei: Probleme im Verwaltungsdurchlauf, Bedenken der Nachbarn, Termine der beauftragten Firmen.

Bleibt es beim 20. Oktober, „könnten wir zu Weihnachten eröffnen“, sagt Schirner. Ob dann Besinnlichkeit die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle besänftigen würde, ist fraglich. Die Geschichte des Projekts „ist ein Unding“, sagt sie. „Gerade bei diesem Platz, der nur befristet genutzt werden kann.“ Anders als der Eröffnungstermin steht der für die Schließung längst fest. In neun Jahren soll das Parkhaus abgerissen und das Gelände neu bebaut werden.

Passenderweise reicht der städtische Pressedienst eine Zusatzinformation nach: Als Bauende ist nicht mehr Weihnachten geplant, sondern „im April 2015 sollen die Arbeiten fertiggestellt sein“.