Nach mehreren Personalwechseln und dem überraschenden Weggang von Thomas Rothacker soll die Kunsthistorikerin Julia Connert für Kontinuität beim Ausstellungsbetrieb sorgen.

Ludwigsburg - Eigentlich könnte sich der Ludwigsburger Kunstverein freuen: Die Zahl der Mitglieder steigt, und viele Künstler stellen gern in dem Weißen Kubus des MIK aus. Aber mehrere Personalwechsel in kurzer Zeit haben die Abläufe durcheinandergewirbelt, und auch der Standort Eberhardstraße hat sich nach vier Jahren noch nicht so durchgesetzt, wie man sich das gewünscht hat. Um beim Ausstellungsbetrieb Kontinuität wahren zu können, ist Isabel Jägle als Kuratorin eingesprungen – ehrenamtlich. Mittlerweile ist aber auch der Leitungsposten wieder besetzt: Mit der Kunsthistorikerin Julia Connert. Die beiden haben jetzt gemeinsam das Jahresprogramm für das nächste Jahr vorgestellt.

 

Künstler aus Indien und der Türkei

Ein gemeinsames Oberthema gibt es nicht, aber Internationalität wird groß geschrieben: 2018 wird der Kunstverein mehrere türkische Künstler präsentieren. Daneben wird aber auch Kunst aus Indien und Südafrika zu sehen sein. „Auf Reisen zu großen Ausstellungen oder Kunstmessen habe ich immer wieder festgestellt, dass es zurzeit sehr gute Künstler in der Türkei als auch in Indien gibt“, sagt Jägle. Sie habe darum den Kontakt zu den Künstlern oder deren Galeristen gesucht und so viele Zusagen bekommen, dass die Ausstellungsliste bis weit ins Jahr 2019 reicht.

Neu ist, dass die Jahresausstellung der Vereinsmitglieder, die auch Künstler sind, im nächsten Jahr erstmals in der Galerie der Karlskaserne gezeigt wird. Damit reagiere man darauf, dass sich mancher Künstler, der im Kellerraum ausgestellt wurde, gegenüber einem, dessen Werke in der Galerie im Erdgeschoss präsentiert wurden, benachteiligt fühlte, sagt Jägle. „Jetzt befinden sich alle auf der gleichen Ebene.“ Mit dem neuen Ausstellungsraum ändert sich auch der Turnus: Die Schau der Künstlermitglieder wird nicht mehr jährlich, sondern zweijährlich veranstaltet.

Mitarbeit bei Lichtkunstfestival „Aufstiege“

Julia Connert wurde nicht nur als künstlerische Leiterin geholt. Sie soll sich vor allem um die Organisation kümmern, die Schar der ehrenamtlichen Helfer dirigieren und weitere Kooperationen in die Wege leiten. „Es wird darum gehen, sich hier zu vernetzen“, sagt die in Filderstadt geborene und in Düsseldorf aufgewachsene Kunsthistorikerin. Die diversen kulturellen Einrichtungen in Ludwigsburg seien beeindruckend, findet sie. „Daraus können spannende Partnerschaften erwachsen.“ Nach dem Weggang von Thomas Rothacker war die Stelle beim Kunstverein von 50 auf 70 Prozent aufgestockt worden. Wenn es ihre Zeit zulässt, will Connert auch selbst Ausstellungen kuratieren. Aber die Vereinsmitglieder sollen weiterhin Ideen einspeisen. „Ich behalte die Umsetzung im Blick“, sagt die 38-Jährige. Den Raum Stuttgart kennt sie aus der Arbeit der Kulturregion. 2016 war sie im Projektmanagement des Lichtfestivals „Aufstiege“ tätig.

Connert hat in Greifswald, Lodz und Berlin Kunstgeschichte und polnische Literatur studiert. Danach hat sie in verschiedenen Galerien Künstler betreut und dort Workshops ausgerichtet.

Zu den Höhepunkten im neuen Programm gehört eine Doppelausstellung vom 3. Mai bis 5. Juli mit den türkischen Künstlerinnen Sibel Horada und Buket Savici. Die eine steht für Malerei, die andere für Installationen. Zuvor wird vom 1. März bis 26. April der Düsseldorfer Markus Vater seine Bandbreite zwischen naiven Kritzeleien über Animationsfilme bis zur detaillierten Porträtzeichnung vorstellen.

Zum Abschluss des Jahres 2017 gibt es einen ersten Blick auf türkische Kunst: Am 8. Dezember öffnet beim Kunstverein eine Ausstellung mit Werken des Minimal- und Op-Art-Künstlers Ekrem Yalcindag.