Ein Flyer der Jungen Union sorgt im Kreis Göppingen für Diskussion. Eine halbnackte Frau wirbt darauf für Stuttgart 21 - einige finden das sexistisch.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - So sieht also die "heiße Wahlkampfphase" aus: Eine junge Dame steht mit nacktem Oberkörper am Göppinger Bahnsteig und hält wie eine Anhalterin eine Papptafel mit der Aufschrift "oben ohne" ins Bild. "Wir wollen damit Aufmerksamkeit erregen und die Menschen mit Argumenten von der Notwendigkeit des Bahnprojekts überzeugen", sagt der Vorsitzende der Jungen Union im Kreis Göppingen, Simon Weißenfels. Und tatsächlich: wer wissen will, wie die Schöne von hinten aussieht, findet auf der Rückseite des erregenden Flyers die weniger erotischen, aber aus JU-Sicht gleichfalls nackten Tatsachen, die für das Projekt Stuttgart 21 sprechen.

 

Die Gegenseite hält von alldem natürlich nichts. Diese "sexistische Aktion" sei genauso unterirdisch, wie der ganze Tiefbahnhof, sagt der Chef der Grünen Jugend, Alexander Maier. Dabei sind die Liebhaber des Milliardenprojekts ja Wiederholungstäter. Ein T-Shirt mit der Aufschrift "Tu ihn unten rein. Stuttgart 21" hatte vor Jahresfrist bei den Großdemonstrationen in Stuttgart einen handfesten Skandal verursacht.

Model ist JU-Mitglied

"Wir wollen mit dem Flyer junge Wähler ansprechen", verteidigt sich Weißenfels. Allerdings dürften auch andere Altersgruppen an dem Anblick ihre Freude haben. Doch was sagen die Frauen? Die vier weiblichen Mitglieder im Kreisvorstand hätten nicht protestiert, sagt Weißenfels. Außerdem sei das Model, am schwarzen Aktenkoffer unschwer zu erkennen, selbst JU-Mitglied, wenn auch in Tuttlingen. Dort war das Plakat entworfen worden.

Wer sich fragt, wie das Fotomodell oben ohne von Tuttlingen nach Göppingen gekommen ist, geht übrigens fehl. Auf dem Bild handelt es sich nämlich gar nicht um den Göppingen Bahnhof. Nur der Schriftzug wurde hineinmontiert.