Das Junge Ensemble Stuttgart zeigt "Die besten Beerdigungen der Welt". Das Stück will Kindern den Tod näher bringen.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Man muss sich das mal vorstellen: überall tote Tiere. Im Gebüsch und auf der Wiese, zwischen Steinen und im Straßengraben. Überall tote Käfer und Kakerlaken, Spinnen und Vögel, Ameisen und Ameisenbären. Ester wittert ihre Chance. Endlich etwas zu tun in diesem faden Sommer. Sie wird die Tiere begraben, sie in Kisten, Kästen und Schachteln verscharren und mit Prozession und Musik unter die Erde bringen. Und Putte, der kleine Bruder, der soll dazu weinen. Kinder können auf eigenwillige Ideen kommen. In dem Buch "Die besten Beerdigungen der Welt" gründen Ester, Putte und Nils die Firma "Beerdigung und Co. KG". "Ich denke viel, hab viele Wörter in mir", sagt Nils, der doch eigentlich ein Angsthase ist. Aber plötzlich reimt er die schönsten Beerdigungssprüche: "Ein kleines Leben in der Hand - und plötzlich weg, tief im Sand."

 

Das Junge Ensemble Stuttgart hat den Roman des schwedischen Autors Ulf Nilsson nun als Erzähltheater für Zuschauer ab sechs Jahren herausgebracht. Das pädagogische Ansinnen der Uraufführung ist unübersehbar: Kindern soll der Tod nähergebracht, ihnen soll die Furcht vor den damit einhergehenden Ritualen genommen werden. "Alles, was lebt, das muss sterben", lautet die Botschaft des Abends, "Pflanzen, Bäume, Tiere, Busfahrer".

Von der Mumifizierung bis zur alkalischen Hydrolyse

Es ist zunächst ein schöner Zeitvertreib, den sich die drei Kinder da gesucht haben, mit gespielter Trauer tragen sie Hummel und Hamster zu Grabe - und die Inszenierung nutzt das zum einfallsreichen Spiel mit der Fantasie. Elisabeth Jakob, Gerd Ritter und Markus Pendzialek greifen zu Plastikblumen und Stoffknäuel, musizieren mit Minigitarren und Teekisten und erläutern en passant und mit Witz wie See-, Feuerbestattung und Mumifizierung funktionieren oder was alkalische Hydrolyse ist.

Grete Pagan hat das flüssig und schlüssig inszeniert, aber dem Stoff fehlt ein wenig der Pfiff, eine Beerdigung reiht sich letztlich summarisch an die nächste. Auch wenn das in der Theateraufführung munter mit Musik und witzigen Details illustriert wird, ist das nicht wirklich theatralisch. Am Ende werden die Kinder allerdings von der Wirklichkeit eingeholt, ihr Freund, der alte Vogel, stirbt tatsächlich - und plötzlich werden die gespielten Rituale tatsächlich traurig und ernst.

"Einmal muss es vorbei sein", sagen sie sich gegenseitig und vermitteln den kleinen Zuschauern, dass der Tod eben Teil des Lebens ist, dass wir alle eines Tages zwar sterben, das aber nicht fürchten müssen. "Wenn du tot bist", erklären sich die Kinder naseweis, "hast du keine Angst mehr."

Vorstellungen 11. bis 14. und am 16. Juli