Das im März gegründete Unternehmen Roomtailors bietet allen Interessierten die Möglichkeit, sich zum Nulltarif Vorschläge zur Gestaltung der eigenen vier Wände machen zu lassen – auch unter der Einbeziehung bereits vorhandener Bestandsmöbel. Das Start-up verdient an Provisionen, die die Möbelhäuser den Jungunternehmern gewähren, wenn die Roomtailors-Kunden neue Möbel zum regulären Preis erwerben.

Vaihingen - Tobias Lange (32), Clemens Hildebrandt (31) und Michael Hilkert (32) sind mit der Entwicklung ihres im März diesen Jahres gestarteten Projekts Roomtailors zufrieden. Von langer Hand haben die beiden ehemaligen Daimler-Trainees Lange und Hildebrandt das Start-up geplant, das im Gründerzentrum an der Nobelstraße auf dem Vaihinger Unicampus residiert, bevor sie ihre Jobs bei Daimler aufgegeben haben, um sich mit ihrer Idee und dem Innenarchitekten Michael Hilkert selbstständig zu machen.

 

Der Service ist für die Kunden kostenlos

Das Gründertrio will Leuten, die erstmals eine eigene Wohnung einrichten, bei der Einrichtung ihrer Räume behilflich sein. Aber auch Menschen, die nach einem Umzug in ein neues Heim ihren Stil verändern wollen, sind für Lange, Hildebrandt und Hilkert eine Zielgruppe. Primär „Menschen im Alter von Mitte 20 bis Anfang, Mitte 30 und Pärchen im Alter um Mitte 40“ haben die drei als ihre Kernzielgruppe definiert.Die jungen Männer sind nicht die ersten, die anderen bei der Ausstattung von Räumen professionell zur Seite stehen. Neu ist aber, dass der Service für die Kunden kostenlos ist und dass er online angeboten wird. Sprich: Roomtailors arbeitet vor allem auf der Basis von Grundrissen, die ihnen die Kunden per Upload zur Verfügung stellen. Hausbesuche sind nicht vorgesehen. Der Vorteil: Das junge Unternehmen kann von Vaihingen aus allen Interessierten in Deutschland seinen Service anbieten.

Damit die Einrichtungsideen auch einfach umgesetzt werden können, arbeitet das Start-up derzeit mit 15 Möbelhäusern und weiteren Partnern zusammen. Über Provisionen, die die Möbelhäuser beim Kauf der vorgeschlagenen Einrichtungsgegenstände an Roomtailors zahlen, generiert das Unternehmen seine Einnahmen. Die Kunden kosten die Möbel aber nicht mehr als vor Ort im Möbelhaus.

„Die Kunden können es sich so sparen, durch zig Möbelhäuser zu ziehen“, sagt Lange. Er sieht für alle Beteiligten einen Vorteil. „Unsere Kunden sparen Zeit, die Möbelhäuser machen über einen zusätzlichen Vertriebsweg Umsatz, und wir verdienen am Ende mit unserer Dienstleistung Geld, ohne dass die Kunden dafür tief in die Tasche greifen müssen.“ Durch die Kooperation mit den Möbelhäusern können man „auf rund 500 000 Produkte“ zurückgreifen. Die Palette der Partner reicht von Günstig- bis hin zu Premiumanbietern.

Die Inspiration kam von Outfittery

Inspiriert zu ihrer Idee wurden Lange und Hildebrandt auf der Suche nach einer guten Online-Geschäftsidee nicht zuletzt von der Männer-Shoppingplattform Outfittery. Dort können sich Männer ein Outfit zum Nulltarif zusammenstellen und dann unverbindlich zusenden lassen. „Die Idee hat uns überzeugt, und wir wollten was Ähnliches machen – aber halt mit Möbeln“, erklärt Lange. Darum haben er als Medien- und Hildebrandt als Betriebswirt auch den bis dahin selbstständigen Innenarchitekten Hilkert mit ins Boot geholt. Denn auf dem Gebiet der Raumgestaltung hatten Lange und Hildebrandt nur Visionen – aber keinerlei Erfahrung.

Knapp drei Jahre hatten Hildebrandt und Lange vor der Firmengründung verschiedene Konzepte ausprobiert und „möglichst mit realen Kunden in der Praxis umgesetzt“, sagt Hildebrandt. Auf Basis der Erfahrungen wurde die Idee ständig weiterentwickelt. So seien Pleiten, Pech und Pannen ausgeblieben, auch wenn man vielleicht den Stil des Kunden nicht sofort hundertprozentig getroffen habe.Um diesen kennenzulernen, können die Kunden zu Beginn anhand von Bildern auf der Internetseite von Roomtailors ihren Geschmack und ihre Art zu Leben deutlich machen. Dann müssen sie den Grundriss des zu gestaltenden Objekts hochladen. Falls zudem auch Bestandsmöbel in den neuen Räumen unterkommen sollen, kann der Kunde von diesen Fotos hochladen, damit sie ins Konzept integriert werden. Telefonisch oder online werden dann weitere Details geklärt, bevor ein erster Entwurf mit konkreten Möbelvorschlägen erstellt wird. Kauft der Kunde die vorgeschlagenen Möbel, erhält Roomtailors eine Provision. Etwa zehn Projekte setzt Roomtailors derzeit monatlich um. Mal geht es um die Einrichtung ganzer Häuser, mal nur um einzelne Zimmer. Bei einem der jüngsten Aufträge wollte eine Familie nur ein Kinderzimmer für maximal 2000 Euro neu einrichten. Trotz des knappen Budgets habe alles gut geklappt, sagt Hilkert.

Gründer werden im ersten Geschäftsjahr durch Stipendium unterstützt

Dass sie im ersten Jahr durch ein Exist-Gründerstipendium unterstützt werden, sei ein großer Vorteil, sagen die drei. Im Existenzgründerzentrum fühlen sie sich wohl, auch weil dort ein reger Austausch mit Mentoren, Hochschulprofessoren und anderen Gründern stattfinde. In den vergangenen Monaten habe man dadurch neue Impulse bekommen und so auch einige neue Ideen entwickelt, die nun Stück für Stück umgesetzt werden sollen.