Die Göppinger Grünen ziehen nicht mit ihrem aktuellen Landtagsabgeordneten Jörg Fritz in den Wahlkampf. Wie sich der Geschasste fühlt, weiß Jutta Schiller am besten. Auch wenn sie der CDU angehört, empfindet sie eine gewisse Solidarität.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)
Göppingen - - Zwei Anläufe, acht Abstimmungen, ein Losverfahren: So kurios wie der Göppinger Grüne Jörg Fritz dürfte selten ein Politiker eine Nominierungsversammlung verloren haben. Im Wahlkreis Göppingen ist er allerdings schon der zweite amtierende Landtagsabgeordnete, der im kommenden März nicht wieder antreten darf. Auch seine CDU-Kollegin Jutta Schiller weiß, wie sich eine solche Niederlage anfühlt und spricht über falsche Freunde, tiefe Enttäuschungen und den Punkt, an dem es ihr wieder besser ging.
Frau Schiller, hatten Sie schon Kontakt mit Herrn Fritz seit seiner Abwahl als Grüner Landtagskandidat?
Ja, per SMS. Das ist doch klar. Wenn einer in einer Situation steckt, die man selbst schon erlebt hat, fühlt man eine große Solidarität. Ich habe das so ausgedrückt, dass ich vermutlich die Einzige im Kreis Göppingen bin, die weiß, was er gerade durchmacht, und sich das vorstellen kann. Das geht schon sehr tief.
Wie fühlt er sich denn?
Das hat er nicht zurück geschrieben.
Männer reden eben nicht so sehr über ihre Gefühle. Wie war es bei Ihnen?
Das war hammerhart. Klar, man weiß, dass es ein Wahlamt ist. Aber da hängen Existenzen dran, auch die eigene. Sowohl Herr Fritz als auch ich sind ja keine 25 mehr. Da stellt man sich schon die Frage, wie es beruflich weiter geht. Und man hat auch viel investiert. Ich musste – und durfte – eine komplett neue Infrastruktur aufbauen.
Sie haben ein Wahlkreisbüro eröffnet.
Ja, da brauchen Sie ordnungsgemäße Arbeitsplätze. Sie sind ja auch Ihren Mitarbeitern verpflichtet. Da können Sie nicht mit Billigmöbeln daherkommen. Also, da gehen Sie in die Vollen.
Sie sind für Dietrich Birk nachgerückt und hatten gerade Anlauf genommen. Dann nahm man Sie aus dem Spiel.
Ja, ich hatte noch so viel vor und wollte gerade loslegen. Es dauert eine ganze Weile, bis man richtig angekommen ist. Der Ablauf im Politikbetrieb ist ein ganz anderer als im normalen Berufsleben. Bis man mit den ganzen Gesetzeswerken, die in einer Flut auf einen zufließen, zurecht kommt, dauert es bestimmt ein Jahr.