In einer guten Woche ist der Umbau fertig, der einstige Unfallschwerpunkt ist entschärft. Dann haben die Autos wieder freie Fahrt.

Weil im Schönbuch - Sie ist nicht wiederzuerkennen, die Kälberstelle. Die unfallträchtige Kreuzung an der Kreisgrenzen zwischen Böblingen und Tübingen mitten im Schönbuch, wo bis vor wenigen Wochen noch die B 464 und eine Landesstraße fast im 90-Grad-Winkel aufeinander trafen, ziert jetzt eine Verkehrsinsel die Mitte zwischen vier Straßen: Aus der gefährlichen Kreuzung ist ein Kreisel geworden.

 

„Die Autofahrer müssen aufpassen, dass sie anfangs nicht die Orientierung verlieren, sondern in die richtige Abzweigung einfahren“, warnte der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl gestern bei einer gemeinsamen Besichtigung der Baustelle mit dem Böblinger Landrat Roland Bernhard, dem Vizelandrat Hans-Erich Messner aus Tübingen sowie den Bürgermeistern der Anliegergemeinden.

Ganz bewusst habe man diesen Termin nicht an den Anfang der Bauarbeiten gelegt. Denn man habe schnell loslegen wollen, sagte Schmalzl. Eigentlich hatte der Umbau schon im Jahr 2010 stattfinden sollen. Doch damals fehlte dem Land das Geld. Es trägt knapp die Hälfte der Baukosten von 1,6 Millionen Euro, den Rest zahlt der Bund. Der Umbau wurde zurückgestellt. Das Böblinger Landratsamt, auf dessen Gemarkung die Kreuzung größtenteils liegt, wollte nicht mehr warten und veranlasste einige als Provisorien gedachte Maßnahmen wie das Zurückverlegen der Stoppstelle und eine andere Beschilderung.

Dies hatte einen durchschlagenden Erfolg: Hatte es im Jahr 2010 noch acht Unfälle mit zwei Schwer- und sechs Leichtverletzten an der Kreuzung gegeben, krachte es im Jahr darauf nur noch zweimal. Verletzt wurde niemand. Das Landesverkehrsministerium befand ob dieser neuer Zahlen: der Druck, unbedingt einen Kreisel zu bauen, sei erheblich gesunken. Auf der Prioritätenliste des Landes, auf dem viele Straßenbauprojekte konkurrieren, rutschte die Kälberstelle daraufhin nach unten.

Politiker protestierten

Diese Abstufung löste vor allem im Kreis Tübingen Empörung aus. Die Tübinger SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid schrieb einen flammenden Brief an den Verkehrsminister Winfried Hermann und forderte den Umbau der Kreuzung. Auch im Kreis Böblingen, wo man die Sache wegen der zurückgegangenen Unfallzahlen zunächst gelassen sah, begann sich nun der Widerstand zu regen. Der Landrat Roland Bernhard verlangte in einem Brief an den Regierungspräsidenten einen Kreisel. Und siehe da: auch die Unfallzahlen stiegen im vergangenen Jahr wieder: fünf Unfälle mit fünf Leicht- und einem Schwerverletzten registrierte die Polizei

All dies führte dazu, dass das Land nun doch Geld freigab. „Mit dem Umbau wird die Verkehrssicherheit entscheidend erhöht“, versicherte Schmalzl. Im Zuge der Umwandlung zum Kreisel wird auch gleich ein Teil der Bundesstraße 464 zwischen der Kälberstelle und der Abzweigung zur Weiler Hütte saniert und dort ein Überweg für Wanderer eingerichtet. Auch das Überqueren der Kälberstelle wird für Fußgänger und Radler künftig sicherer. Der Böblinger Landrat Bernhard nutzte die Gelegenheit, für den Ausbau der Altdorfer Kreuzung bei Holzgerlingen zu werben.

Panagiotis Sidiropolos, der Projektleiter des Regierungspräsidiums, lobte die Zusammenarbeit zwischen seiner Behörde und den beiden Kreisen: „Das ist ein Musterbeispiel für Kreisgrenzen überschreitende Bauprojekte.“ Die Hauptarbeiten sollen bis zum Ende der Ferien fertig sein. Pünktlich zum Schulbeginn am 9. September sei die Kälberstelle wieder für den Verkehr offen und die Umleitung über Dettenhausen und Weil im Schönbuch Vergangenheit, versprach Schmalzl. Aber noch bis Mitte November müssten die Straßen manchmal teilweise gesperrt werden.

Übrigens: bis Ende Juli gab es in diesem Jahr an der Kälberstelle zwei Unfälle. Verletzt wurde niemand