Der Winter ist tatsächlich wieder mal in der Stadt - aber das gab es schon deutlich schneereicher und kälter. Der VfB Stuttgart musste sogar mal bei minus 17 Grad ran.

Stuttgart - Nach dem sonnigen Dezember hatten viele insgeheim schon mit dem Winter 2016/17 abgeschlossen. Aber jetzt ist er da, wenn auch am Mittwoch und Donnerstag mit einer Pause, aber dann wieder. Zumindest sieht es meteorologisch danach aus. Dabei dachte man eigentlich – so richtig Winter mit Schnee und knackigem Frost gibt es in Zeiten des Klimawandels überhaupt nicht mehr. Zumindest gefühlt stimmt das auch. In jüngster Vergangenheit auch faktisch. Die letzten drei meteorologischen Winterperioden, also der Zeitraum vom 1. Dezember bis zum 28. Februar, waren allesamt zu warm, lagen also über der Stuttgarter Durchschnittstemperatur für einen normalen Winter von 1,3 Grad. Manche sogar deutlich, wie der vergangene 2015/16, der mit 5,2 Grad Durchschnittstemperatur der zweitwärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war.

 

65 Tage eine geschlossene Schneedecke in der Stadt

Ausnahmen von der Immer-Wärmer-Regel gab es natürlich auch. Eisbrecher auf dem Neckar – nun ja, da denkt man, das wäre in einer ganz anderen Zeit gewesen. Aber das täuscht, 2012 im Februar pflügten sich in Stuttgart zuletzt die Schiffe mit den verstärkten Rümpfen durchs Eis, war der Neckar für die Schifffahrt gesperrt und die Temperatur stieg zwischen dem ersten und dem 13. Februar nie über 0 Grad. Dafür sank sie drei Nächte nacheinander unter minus 15 Grad. In der Wilhelma mussten damals Braunbären und Tiger drinnen bleiben, da sie über zugefrorene Wassergräben aus ihren Freigehegen hätten türmen können. Heizöl wurde kurzfristig zur Mangelware mit Lieferzeiten von bis zu vier Wochen.

Und auch Schnee gab es in Stuttgart schon jede Menge: So lag zum Beispiel rund um die Universität Hohenheim einst von einem 18. Dezember an 65 Tage lang bis zum 21. Februar eine geschlossene Schneedecke. Wann das war? Nein, nicht vor 100 Jahren sondern im Winter 2009/2010. Aus dieser Zeit stammt auch ein Fußballrekord. Am 19. Dezember 2009 wurden bei der Partie VfB Stuttgart gegen 1899 Hoffenheim im Stadion minus 17 Grad über dem Boden gemessen. Stuttgart war der Kältepol der Bundesliga, was zwei VfB’ler (Samy Khedira und Serdar Tasci) nicht daran hinderte, kurzärmelig aufzulaufen. Beiden geht es übrigens heute noch gut und der VfB gewann das Derby 3:1.

Stuttgart kauft sich 1963 einen Eisbrecher

Und es ging sogar noch ein Stück kälter. Besonders der Winter 1962/63 hatte es in Stuttgart in sich. Es war die Zeit, als der Bodensee zum letzten Mal komplett zufror und auch der Neckar zur pickelharten Eisrinne wurde. Vom 19. Januar 1963 an wurde dann aber professionell das Eis geknackt. Die Stadt kaufte sich für 380 000 Mark einen Eisbrecher, taufte ihn auf den Namen „Stuttgart“ und ließ das 240-PS-Brecherle zweimal täglich vor allem durch den Hafen durch das bis zu 30 Zentimeter dicke Eis pflügen. Die Zeitungen berichteten damals von Hunderten von Schaulustigen, die sich auf den Neckarbrücken dem Spektakel hingaben, wenn die „Stuttgart“ mit großem Getöse durchs Eis brach. Und zwar hübsch langsam, um nicht zu viele Wellen zu machen, die das Eis gegen das Ufer hätten krachen lassen. Überall kam der Eisbrecher aber nicht hin, so dass zum Beispiel die Crew der Ausflugsschiffe „Dorothea Epple“ oder „Rosenstein“ mit Vorschlaghämmern das Eis um die Liegeplätze der Boote herum zertrümmerten, damit die Rümpfe nicht eingedrückt würden.

1929 musste das Eis sogar gesprengt werden

Noch dicker war das Eis im Winter 1928/29. Bis zu 55 Zentimeter wurden genessen, im Februar wusste sich die Verwaltung nur noch mit Sprengungen zu helfen, die die Eisbrocken bis zu 35 Meter hoch in die Luft schleuderten. „Das Getöse war in ganz Groß-Stuttgart und sogar bis hinauf nach Degerloch zu hören“, schrieb damals die Zeitung. Unter den Neckarbrücken türmte sich das Packeis zu bizarren Skulpturen und selbst Anfang März wurden in der Stadt noch Temperaturen von bis zu minus zehn Grad gemessen.

Ob der aktuelle Winter so viel Kälte drauf hat, darf bezweifelt werden. Aber kalt kann es schon noch werden. Nach zwei Tagen Schmuddelwetter sollen die Temperaturen wieder deutlich unter null Grad fallen.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.klimawandel-wie-dreht-man-die-klimaschraube-zurueck.f3d0dee2-ccee-4a08-b7fc-c681a516c98e.html

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.winterwetter-schiffe-haengen-auf-dem-neckar-fest.99a4e4ae-c347-47e4-bd86-2ea6583078fa.html