Seit Januar amtiert Katja Müller als Bürgermeisterin in Kaisersbach. Die 42-Jährige ist in dem Ort aufgewachsen und kennt die lokalen Verhältnisse daher aus eigener Erfahrung.

Kaisersbach - Am Rande der Region lebt es sich schön. Von ihrem Dienstzimmer aus im ersten Stock des Kaisersbacher Rathauses hat Katja Müller einen Blick auf den Platz auf eine idyllische Ortsmitte. Die Kirche mit ihren Sandsteinmauern, breitkronige Bäumen und einer gewundenen, wenig befahrenen Straße. Die Büroeinrichtung selbst, in der Katja Müller seit dem 20. Januar ihre Amtsgeschäfte ausführt, hat indes Patina angesetzt. Die grünlichen Büromöbel wirken, als habe man sie aus den 1970er Jahren importiert. Ein Ratsmitglied habe, sagt Katja Müller, bei ihrer Amtseinsetzung humorig angemerkt, sie dürfe jetzt zwischen Retro-Möbeln Platz nehmen. Und zur Verschönerung habe man ihr ein Bild der Idylle am Ebnisee geschenkt. Es hängt nun links neben ihren Schreibtisch.

 

Ausbildung im Kaisersbacher Rathaus

Die Landschaft und das Gemeinwesen der 2500-Einwohner-Gemeinde Kaisersbach musste sich Katja Müller indes nicht lange eingewöhnen. Sie ist selbst in Kaisersbach aufgewachsen und zur Schule gegangen, sie hat sogar ihre Verwaltungslaufbahn dort begonnen. In den 1990-er Jahren hat sie ihre Ausbildung im Rathaus der Gemeinde begonnen, in der Zeit des Bürgermeisters Bodo Kern, der fünf Wiederwahlen erlebte und nach 36 Jahren als Bürgermeister seinen Amtsgeschäften jetzt Lebewohl gesagt hat.

Katja Müller hat nach ihrer Ausbildung im Kaisersbacher Rathaus an der Verwaltungshochschule absolviert, danach war sie fünf Jahre als Hauptamtsleiterin in der 4100-Einwohner Mietingen (Kreis Biberach) tätig. Damals entschieden Katja Müller und ihr Mann, den Lebensmittelpunkt in den Rems-Murr-Kreis zu verlegen. Sie wurde hauptamtliche Ortsvorsteherin im Rudersberger Teilort Schlechtbach. Von dort aus bewarb sich Katja Müller in Kaisersbach und holte im Oktober mit 54 Prozent der Stimmen den Sieg im ersten Wahlgang.

Die Probleme, die an sie im Laufe ihres Wahlkampfes herangetragen wurden, waren die typischen Probleme einer ländlichen Gemeinde am Rande der Region. Immer wieder kamen Beschwerden wegen der Busanbindung des Ortes, welche vor allem die Jüngeren für verbesserungsfähig halten. Aus den vielen ländlichen Wohnplätzen rund um Kaisersbach kam zudem der Wunsch auf, mehr Baumöglichkeiten zu schaffen. Das sei wegen des Streusiedlungscharakter von Kaiserbach nicht einfach , da viele der Wohnplätze im Landschaftsschutzgebiet liegen, sagt Katja Müller. Trotzdem habe man in der Vergangenheit die meisten dieser Bauwünsche befriedigen können.

Kleinere Brötchen wegen überschaubarer Steuern

Was die kommunale Projekte betrifft, so muss Kaisersbach wegen seines überschaubaren Steueraufkommens traditionell kleinere Brötchen backen. Für mehrere hundertausend Euro hat sich die Gemeinde unter der Ägide des früheren Bürgermeisters Bodo Kern ein Kinderhaus geleistet, welches auch eine Krippenbetreuung anbietet. Das nächste Projekt sei die Umsetzung eines kleinen Baugebiets für 26 Häuser sowie der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses. Das Jetzige, sagt Katja Müller eigne sich von den Größenverhältnissen nicht mehr für die heutzutage üblichen Fahrzeuge.

Die ersten Amtswochen waren indes mit einem Nasenstüber für die frisch gewählte Rathauschefin verbunden. Der Gemeinderat ordnete die Bürgermeisterin nicht mehr in die Gehaltsgruppe ihres Vorgängers ein, sondern eine Stufe darunter. Das habe sie im ersten Moment „enttäuscht“, bekennt Katja Müller, und zwar vor allem wegen der umfangreichen Aufgaben, welche sie als Bürgermeisterin zu bewältigen habe. „In einem kleinen Rathaus wie in Kaisersbach laufen fast alle Vorgänge über meinen Schreibtisch“, sagt Katja Müller, die inzwischen den Vorgang sportlich sieht: „Als gute Demokratin akzeptiere ich diese Entscheidung.“