Die Bezirksbeiräte fordern vehement, dass der Stadtteil in ein Förderprogramm aufgenommen wird. Vor allem entlang der Böblinger Straße gebe es Defizite.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Kaltental - Viel Hoffnung darauf, dass Kaltental ein offizielles Sanierungsgebiet wird, hat Matthias Bertram den Bezirksbeiräten nicht gemacht. Der stellvertretende Leiter des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung berichtete am Dienstagabend in der Sitzung im Bürgersaal an der Feldbergstraße. Denn vor einigen Monaten hatten sich die Lokalpolitiker in einem Antrag dafür ausgesprochen, dass Kaltental in ein Förderprogramm aufgenommen und so bald schöner werden soll. Im März war Bertram mit den Bezirksbeiräten im Stadtteil unterwegs gewesen, um aufzulisten, wo was getan werden könnte.

 

„Die größten Defizite haben wir im öffentlichen Raum, in der Tallage entlang der Böblinger Straße“, sagte Bertram in der Sitzung. Die Kreuzungen an den Haltestellen „Engelboldstraße“ und „Waldeck“ könnten zu Kreisverkehren umgebaut und so die Ortseingänge definiert werden. Entlang der Böblinger Straße gebe es einige regelrechte Schandflecken. Auch der städtische Lagerplatz für Großmülltonnen sei da zu nennen. Die Ortsmitte müsste weiter aufgewertet werden, mit mehr Grün und mehr Spielflächen. Das neue Dreiecksplätzle sei da nur ein Anfang. Die Bezirksbeiräte hatten bei ihrem Rundgang im März mit Bertram auch vorgeschlagen, dass es eine Art Aufzug auf den katholischen beziehungsweise den evangelischen Berg geben sollte. „Aber dass das realisiert wird, halte ich für unwahrscheinlich“, sagte Bertram.

Das Problem sei, dass die gefundenen Projekte geradeso ausreichten, um einen Förderantrag zu rechtfertigen. Und auch nur dann, wenn beide Kreisverkehre realisiert werden können. Der Kreisel am Waldeck ist technisch machbar. Allerdings liegen die Kosten im siebenstelligen Bereich. Ob auch an der Haltestelle „Engelboldstraße“ ein Kreisel möglich ist, prüft die Stadt noch.

Straßenbauprojekte sind teuer

Zugespitzt könnte man also sagen: Kaltental ist zu schön für ein Sanierungsgebiet. Hinzu kommt, dass es sich bei den identifizierten Schwachstellen fast ausschließlich um Straßenbauprojekte handelt. Bei einem Förderprogramm übernehmen Land und Bund in der Regel 60 Prozent der Investitionskosten, die Stadt muss also nur noch 40 Prozent kofinanzieren, wie es im Fachjargon heißt. Bei Straßen sieht das aber etwas anders aus. Bei der Vergabe der Förderprogramme geht man davon aus, dass ein Quadratmeter Straße maximal 150 Euro kostet, die Stadt bekommt also 60 Prozent von dieser Summe als Zuschuss.

Straßen kosten aber meistens deutlich mehr. Das bedeutet, dass ein Sanierungsgebiet Kaltental die Stadt teuer zu stehen kommen würde. Es müssten deutlich mehr als 40 Prozent der gesamten Investitionskosten aus der Stadtkasse bezahlt werden. „Das müssten wir dann auch so deutlich in die Vorlage für den Gemeinderat reinschreiben, damit die Stadträte wissen, was da auf sie zukommt“, kündigte Bertram an. Er forderte die Bezirksbeiräte und die Bürger schon einmal auf: „Sollten wir Kaltental tatsächlich für die Aufnahme in ein Förderprogramm vorschlagen, müssen Sie auf ihre Betreuungsstadträte zugehen und für Zustimmung werben.“

Ehemalige B 14 hat Spuren hinterlassen

Die Bezirksbeiräte machten anschließend unmissverständlich deutlich, dass sie das tun werden. Wolfgang Jaworek (Grüne) sprach von einem „deutlichen Nachholbedarf“ in Kaltental. In den vergangenen 15 Jahren sei im Stuttgarter Süden viel investiert worden, und es sei nicht einzusehen, weshalb diese Investitionen am Südheimer Platz enden sollen. Die Wunden, welche die ehemalige B 14 hinterlassen habe, müssten auch in Kaltental geheilt werden, sagte Jaworek. Marion Eisele (SPD) bezichtigte Bertram, er habe den Eindruck vermittelt, dass Kaltental keine Chance auf ein Förderprogramm habe, dass „Hopfen und Malz verloren sei“. Das sei nicht richtig, im Gemeinderat gebe es bereits Unterstützer für ein potenzielles Sanierungsgebiet.

Karl Stahr (FDP) war sich sicher, dass sich in dem Stadtteil weitere förderfähige Projekte finden lassen. Er sagte: „Vorne und hinten ein Kreisel und dazwischen nichts, das ist uns zu wenig. Wir wünschen uns, dass mehr passiert.“ Hans-Dieter Meißner (Freie Wähler) fand es „großartig“, dass es zumindest einen Impuls in Richtung Stadterneuerung gebe. Er forderte die Kaltentaler auf, weitere Ideen einzubringen, damit das Programm ein „Volltreffer“ werde. Die Bürgerinitiative werde sich in dieser Richtung engagieren, kündigte der Vereinsvorsitzende Meißner an.