Der VfB Stuttgart gibt nie auf. Das ist die positive Erkenntnis aus dem 1:1 bei 1860 München. Ansonsten muss man sich vor dem Derby gegen den KSC eher Sorgen machen um das Team von Trainer Hannes Wolf.

Sport: Gregor Preiß (gp)

München - Da hatte sich Marcin Kaminski einfach mal ins fremde Revier geschlichen. 93 Minuten waren vor 48 000 Fans in der Münchner Arena gespielt, als dem polnischen Innenverteidiger des VfB Stuttgart im Strafraum der Löwen vom TSV 1860 der Ball auch prompt vor die Füße fiel. Emiliano Insua hatte das Spielgerät lang nach vorne gebolzt, ehe dem Sechziger Sebastian Boenisch ein technischer Schnitzer unterlief. Kaminski bedankte sich – und schoss mit seinem ersten Saisontreffer zum 1:1-Endstand ein.

 

Dem VfB ist im Auswärtsspiel beim TSV 1860 München also die nächste Rettung in der Nachspielzeit geglückt. Die zweite gute Nachricht lautet: Weil die Konkurrenz im Vierkampf an der Tabellenspitze mit Ausnahme von Hannover 96 ebenfalls nicht gewann, sind die Stuttgarter immerhin noch Zweiter. Dies alles darf aber nicht über den Umstand hinwegtäuschen, dass die Elf von Trainer Hannes Wolf derzeit ohne Spielwitz und Selbstvertrauen durch den Ligaalltag taumelt. Bereits seit fünf Partien hat der VfB nicht mehr gewonnen – für einen Aufstiegsaspiranten ist das viel zu wenig. „Wir hatten beim Gegentor einen unglücklichen Moment“, sagte Hannes Wolf, „zum Schluss haben wir dann die Brechstange rausgeholt und sind noch belohnt worden.“

Wolf setzt auf Sicherheit

Mit seiner Anfangsformation hatte Wolf diesmal auf Sicherheit gesetzt. Seine experimentelle Phase aus den letzten Partien, als sowohl Taktik wie Personal verändert worden waren, beendete der Trainer, indem er dieselbe Startelf wie gegen Dresden aufbot. Einzige Ausnahme: Takuma Asano ersetzte rechts vorne den am Knie verletzten Carlos Mané. Doch es half alles nichts: Der VfB ging wie in den Partien seiner Sieglos-Serie gegen den VfL Bochum, Greuther Fürth und Dynamo Dresden auch in der Allianz-Arena beim ersten halbwegs gefährlichen Angriff des Gegners baden.

Gerade waren die Stuttgarter dabei, Sicherheit in ihr eigenes Spiel zu bekommen, da fiel der schmerzhafte Gegentreffer, der das Resultat einer langen Fehlerkette war: Den Anfang machte Anto Grgic, der den Vorwärtsdrang der Löwen nicht stoppte, weil er zu lässig in den Zweikampf ging. Als dann weder Marcin Kaminski noch Timo Baumgartl Zugriff auf den Münchner Amilton bekamen und Mitch Langerak den Ball abprallen ließ, da passte der Brasilianer quer zum Franzosen Romuald Lacazette, der aus kurzer Distanz zum 1:0 einschob (23.).

Terodde: „Unser Anspruch ist es, hier zu gewinnen“

Der Misserfolg hatte diesmal also viele Väter – dennoch hätte es weiter 0:0 stehen müssen. Da zum Zeitpunkt des Abspiels lediglich Benjamin Pavard näher zur eigenen Torlinie stand als die gegnerischen Spieler – Keeper Langerak war ja bereits umspielt – hätte der Treffer nicht zählen dürfen. Doch Schiedsrichter Patrick Alt gab ihn.

„Ich habe heute niemanden gesehen, der verunsichert war“, sagte Torjäger Simon Terodde, der immerhin eingestand: „Natürlich ist es unser Anspruch, hier zu gewinnen. Aber wir haben uns viel zu wenige Torchancen erspielt.“ Ein Kopfball des Kapitäns Christian Gentner, der vier Meter neben den rechten Pfosten segelte (16.), dazu ein halbherziger Schuss von Pavard (33.) – das war die gesamte Offensivausbeute des ersten Durchgangs. Darüber hinaus boten die Stuttgarter gegen immer defensiver werdende Gastgeber nur brotlosen Ballbesitzfußball ohne jegliche Effektivität vor dem Tor. Terodde fehlte es komplett an Zuspielen.

Der VfB agiert zu hilflos

Auf dem linken Flügel blieb Julian Green regelmäßig mit seinen Dribblings hängen, während Asano rechts fast nichts gelang. Der verletzte Mané wurde schmerzlich vermisst. Asano musste nach 60 Minuten für Daniel Ginczek weichen – viel besser wurde das Spiel des gestürzten Tabellenführers aber auch jetzt nicht. Der VfB hatte eindeutig mehr Spielanteile, agierte aber viel zu hilflos, weil weder Grgic, Gentner noch Ebenezer Ofori aus dem Zentrum heraus spielerische Lösungen präsentierten.

Immerhin hatten die Stuttgarter noch ihren Glücksmoment, als Marcin Kaminski in der Nachspielzeit mit dem Ausgleich den Schlusspunkt setzte. Doch als die Mannschaft nach Spielschluss in die bestens gefüllte Fankurve lief, wurde sie recht unterkühlt begrüßt. Beim Derby am Sonntag gegen den Karlsruher SC, das ist klar, da wollen die Anhänger einen Sieg bejubeln.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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