Seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets im syrisch-türkischen Grenzgebiet liegt die einstige Männerfreundschaft der Präsidenten in Ankara und Moskau in Scherben. Obama erinnert sie an den gemeinsamen Feind - den Islamischen Staat.

Brüssel - Von einer „düsteren“ Sicherheitslage hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag zum Auftakt eines zweitägigen Außenministertreffens der Allianz gesprochen. Da sind der Terror im Innern sowie die Kriege an der östlichen wie südlichen Grenze des Bündnisses. Und der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei vor gut einer Woche.

 

Beim Treffen in Brüssel zeigte sich das Bündnis deshalb hin- und hergerissen. Einerseits versicherte US-Botschafter Douglas Lute, die türkische Version des Geschehens decke sich mit eigenen Erkenntnissen, weshalb die Außenminister darüber berieten, wie der Türkei die Solidarität der Bündnispartner versichert werden kann. Stoltenberg kündigte Entscheidungen etwa zur Unterstützung der türkischen Flugabwehr in den nächsten Wochen an. Andererseits jedoch geht es um Deeskalation, um militärischen Informationsaustausch, damit aus dem strategischen Konflikt mit Russland nicht ein bewaffneter wird. So wollten die Minister die Nato-Militärs damit beauftragen, zusätzlich zum sogenannten Roten Telefon Mechanismen zu entwickeln, damit das Schlimmste verhindert werden kann – mehr Vorab-Information über geplante Flüge und deren Aktualisierung im Einsatz. „Kommt es nämlich erst einmal zum direkten Kontakt ist oft nicht mehr viel zu machen“, berichtet ein Militär, „da der Pilot in wenigen Sekunden seine Einsatzregeln befolgen muss.“

Die Annäherung an Russland ist umstritten

Viele osteuropäische Staaten sperren sich Diplomatenangaben zufolge wegen des ungelösten Ukrainekonflikts gegen die Wiederaufnahme militärischer Kontakte. „Sie wollen dem erst aus einer Position der Stärke heraus zustimmen“, berichtet ein Nato-Offizieller, „wenn die Verstärkung der Präsenz in Osteuropa weiter fortgeschritten ist.“ Erst beim Gipfel nächsten Sommer soll der sogenannte „Readiness Action Plan“ voll greifen.