Eine Milliarde Euro aus der EU oder der Aufbau einer Weißhelm-Truppe: Europäische Spitzenpolitiker diskutieren über die richtigen Instrumente im Kampf gegen die Ebola-Epidemie. Luxemburgs Außenminister fordert, sich ein Beispiel an Kuba zu nehmen.

Luxemburg - Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat zur Bekämpfung von Seuchen wie Ebola eine internationale Weißhelm-Truppe vorgeschlagen. Bislang gebe es die als Blauhelme bezeichneten UN-Friedenstruppen, aber nichts Ähnliches als Antwort auf den Ausbruch von Epidemien, sagte er am Montag zu Beratungen mit EU-Kollegen in Luxemburg. Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ebola-Ausbruch in Nigeria für beendet erklärte, bleibt die Lage in Liberia dramatisch. In Spanien soll eine infizierte Pflegehelferin am Dienstag Gewissheit haben, ob sie die Krankheit endgültig überstanden hat.

 

Steinmeier sagte: „Man kann sich etwas vorstellen wie Weißhelme. Nicht eine Organisation, die ständig besteht, aber ein Pool von Experten, von Medizinern, von Pflegepersonal, auf die man in solchen Krisenfällen zurückgreifen könnte.“ Die EU-Außenminister unterstützten Steinmeiers Vorstoß.

Gute Nachrichten aus Nigeria

Gute Nachrichten kamen am Montag von der WHO, die den Ebola-Ausbruch in Nigeria für beendet erklärte. „Das ist eine spektakuläre Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass Ebola eingedämmt werden kann“, hieß es in Genf. Der nigerianischen Regierung und den WHO-Vertretern vor Ort sei aber bewusst, dass das westafrikanische Land weiter gefährdet sei, solange die Krankheit in anderen Staaten der Region weiter wüte.

In Nigeria hatte es 20 Erkrankte gegeben, 8 davon starben. Ein Ebola-Ausbruch gilt nach den WHO-Richtlinien als beendet, wenn 42 Tage lang kein Fall aufgetreten ist. 42 Tage entsprechen der doppelten maximalen Inkubationszeit, also dem Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen. Bereits am Freitag hatte die WHO Senegal für ebolafrei erklärt.

Bessere Koordination und mehr Geld

Im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika wollen die EU-Außenminister auf eine bessere Koordination und mehr Geld setzen. So sollen die europäischen Hilfen in Kürze von einem speziellen Koordinator gesteuert werden. Die EU-Außenminister einigten sich darauf, eine solche Funktion zu schaffen, wie die französische Delegation berichtete. Wer den Posten übernimmt, soll in den nächsten Tagen entschieden werden.

Am Wochenende hatte Großbritanniens Premierminister David Cameron die EU dazu aufgerufen, die Finanzmittel für die Seuchenbekämpfung auf eine Milliarde Euro zu erhöhen. Bisher haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten etwa die Hälfte davon zugesagt. Steinmeier äußerte sich zunächst nicht dazu. In der Diskussion mit den Amtskollegen erklärte er nach Angaben von Diplomaten, dass Deutschland zur Eindämmung der Epidemie bereits Hilfsmittel in Höhe 102 Millionen Euro zugesagt habe.

Schulungen für Helfer beginnen

Auch direkt im Krisengebiet will Deutschland helfen. So begann die Bundeswehr am Montag mit der Schulung der freiwilligen Helfer vor ihrem Einsatz in Westafrika. 15 Teilnehmer - vor allem Ärzte, Pfleger und Laborpersonal - seien bei dem einwöchigen Lehrgang in einer Kaserne in Appen bei Hamburg dabei, sagte ein Sprecher der Streitkräftebasis. Neben der medizinischen Weiterbildung gehören auch Länderkunde, rechtliche und psychologische Aspekte, ein Sicherheitstraining und der Umgang mit Schutzausrüstung zum Vorbereitungsprogramm.

Der Ebola-Einsatz soll aller Voraussicht nach Mitte November in Liberia starten. Wo genau ein Standort eingerichtet werden soll, sei aber bisher unklar, hieß es. Ein Erkundungsteam der Bundeswehr und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sei vor wenigen Tagen aus Liberia zurückgekommen, die Ergebnisse sollten nun ausgewertet werden.

Dort ist jede Hilfe bitter nötig: Liberias Botschafterin in Deutschland Ethel Davis rief die Staaten erneut eindringlich zur Hilfe im Kampf gegen Ebola auf. „Diese Krankheit hat die Menschen schneller getötet als der Bürgerkrieg in Liberia“, sagte Davis auf der Konferenz „World Health Summit“ in Berlin. Liberia ist derzeit das am stärksten unter Ebola leidende Land.

In Spanien sollte am Dienstag ein zweiter Test bei der 44-jährigen Ebola-Patientin Gewissheit bringen. Wenn auch dieser negativ ausfällt, habe die Patientin die Infektion überwunden. Die 44-Jährige hatte sich in Madrid bei der Behandlung eines Missionars angesteckt. Der Fall in Spanien war die erste Ebola-Übertragung von Mensch zu Mensch in Europa gewesen.