Sandhausen trifft auf Stuttgart: Am Freitag kommt es in der zweiten Fußball-Liga zu diesem seltenen Duell. Zwar sind die Schwaben Favorit, doch Sandhausens Trainer Kocak sagt: „Wir wollen am Freitagabend vor dem VfB stehen.“

Sandhausen - Beim SV Sandhausen ist das Projekt „Schönerer Fußball“ erst einmal auf Eis gelegt. Vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart erklärte der Trainer Kenan Kocak: „Auch ich habe diesen Anspruch, aber dazu braucht man die richtigen Spieler. Notfalls muss man den Ball übers Tribünendach hauen. Denn über allem steht der Erfolg.“ Dabei hatte Präsident Jürgen Machmeier eine neue Ära ausgerufen, nachdem in den drei Jahren zuvor der Zweck die Mittel heiligte. Um zum Klassenverbleib zu kommen hieß es: Effektivität vor Attraktivität.

 

Kocaks Dilemma ist, dass nicht er den Kader zusammen gestellt hat, sondern sein auf Sicherheit bedachter Vorgänger. Doch der von einigen Vereinen umworbene Alois Schwartz sprang in letzter Sekunde ab – und wechselte nach Nürnberg. Gegangen ist auch Aziz Bouhaddouz zum FC St. Pauli. Der Stürmer war an fast der Hälfte der 40 Saisontore beteiligt. Außer ihm haben zehn weitere Profis den Hardtwald verlassen. Der Verein zog damit die Konsequenzen aus einer miserablen Rückrunde. Nach einem vierten Platz in der Vorrunde, holte die Mannschaft nur noch zehn Punkte und erzielte Zuhause gerade mal sechs Tore. Der letzte Heimsieg liegt vier Monate zurück.

Konkurrenz im Eishockey und Handball

Doch das ist nicht der einzige Grund für den – mit rund 6000 Besuchern – zweitschlechteste Zuschauerschnitt der Liga. Hoffenheim ist nicht weit. Die Adler im Eishockey und die Handballer der Rhein-Neckar Löwen im nahen Mannheim sind eine weitere starke Konkurrenz.

Zudem erregte der SV Sandhausen über Jahrzehnte nur sehr sporadisch überregionale Aufmerksamkeit. Zum Beispiel im August 1995, als der damalige Regionalligist im bisher torreichsten Spiel der DFB-Pokalgeschichte den VfB Stuttgart trotz des magischen Dreiecks Bobic-Balakov-Elber mit 15:14 im Elfmeterschießen besiegte.

In der Oberliga, deren ewige Tabelle der SVS noch heute mit großem Vorsprung anführt, kamen am Ende nur noch ein paar hundert Zuschauer. Es war die Zeit, als der Metzgermeister Erich Balles – sozusagen unter Berufsgenossen – den talentierten Hansi Flick, der heute DFB-Sportdirektor ist, an den Münchner Kollegen Uli Hoeneß verkaufte. Auch der VfB Stuttgart profitierte vom nordbadischen Talentschuppen. Rainer Zietsch oder Stefan Schmitt wechselten in die Landeshauptstadt.

Zwei Dynastien prägen den Club

Zwei Dynastien prägen den 845 Mitglieder zählenden Verein acht Kilometer südlich von Heidelberg. Neben Erich Balles, der jetzt Ehrenpräsident ist und dessen Sohn Frank als Vize dem Vorstand angehört, hat sich die Familie Machmeier große Verdienste erworben. Der Multi-Unternehmer Jürgen Machmeier – Vater Theo stand im Tor und brachte es an die Schwelle zur Nationalmannschaft – baute das vereinseigene Stadion auf ein Fassungsvermögen von 15 414 Zuschauer aus. Das geht zu Lasten des Sportetats, der gerade mal sieben Millionen Euro beträgt. Ablöse zahlt der Verein grundsätzlich nicht. Die rund 100 000 Euro für den polnischen Nationalspieler Jakub Kosecki, dem wertvollsten Akteur im Kader, sind die Ausnahme, die die Regel bestätigen.

Gleichwohl ist das Team in der fünften Zweitligasaison so prominent besetzt wie noch nie. Mit Markus Karl vom 1. FC Kaiserslautern und Daniel Gordon vom Karlsruher SC kamen zwei Routiniers. Richard Sukuta-Pasu, Lucas Höler und Julian Derstroff, die in der dritten Liga zusammen 32 Tore erzielten, sollten Bouhaddouz ersetzen.

Kenan Kocak hätte nach den Eindrücken der ersten beiden Spiele – 2:2 gegen Düsseldorf und 0:2 in Aue – gerne noch einen weiteren Offensivspieler. Helfen könnte der Einzug in die zweite Pokalrunde, der mit einem mühsamen 2:1 in Paderborn geschafft wurde. Das Spiel war am Montagabend und Kocak fürchtet, dass Stuttgart aufgrund der zwei Tage längeren Erholungsphase im Vorteil ist. Dennoch sagt der Trainer: „Wir wollen am Freitagabend vor dem VfB stehen.“

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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