Der Abschuss eines russischen Kampfjets im türkisch-syrischen Grenzgebiet zeigt, wie chaotisch und explosiv die Situation in diesem Krieg ist. Das birgt auch die große Gefahr einer Eskalation zwischen der Nato und Russland, kommentiert Politikredakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Der Abschuss des russischen Kampfjets ist für alle Seiten eine deutliche Warnung. Zu viele Beteiligte spielen in der explosiven Region mit dem Feuer. Neben Russland beteiligen sich vor allem die USA und Frankreich an Luftschlägen. Das alles geschieht wenig koordiniert. Schon mehrere Mal hat sich Ankara offiziell beschwert, dass russische Jets den Luftraum an der syrisch-türkischen Grenze verletzt haben. Als zusätzliche Provokation muss es das Nato-Land Türkei empfinden, dass Moskau vor seinen Augen immer wieder Stellungen der syrischen Opposition bombardiert, die von Ankara im Kampf gegen den Präsidenten Baschar al-Assad unterstützt wird. Das türkische Außenministerium hatte wegen russischer Luftangriffe auf turkmenische Rebellen in Syrien erst am vergangenen Freitag den russischen Botschafter einbestellt.

 

Ein gemeinsames militärisches Vorgehen der Staaten im syrischen Bürgerkrieg ist im Moment aber unwahrscheinlich, denn alle Seiten verfolgen unterschiedliche Ziele. Russland will Assad stützen, der Westen will den Diktator stürzen – und die Türkei will die Kurden in der Region schwächen. Die Staaten müssen sich aber einigen und ihre Aktionen absprechen. Sonst könnte der Konflikt in Syrien sehr schnell zu einer Konfrontation zwischen Russland und der Nato eskalieren.