Seltenes Naturschauspiel bei den Niagarafällen an der Grenze zu Kanada: Die riesigen Wassermassen sind derzeit wegen der anhaltenden Kältewelle zum Teil gefroren. Einen Besuch sind sie aber zu jeder Jahreszeit wert.

Ottawa - Von den Niagarafällen hat wohl jeder schon mal gehört. Aber mit eigenen Augen und Ohren zu erleben, wie die Wassermassen 52 Meter tosend in die Tiefe stürzen, auf den Felsbrocken unten im Fluss schäumend aufwirbeln und Gischt wie ein dichter Schleier so hoch steigt, dass die Baumkronen und der Himmel nicht mehr zu sehen sind - ein so gewaltiges Naturspektakel kann man sich vorher einfach nicht vorstellen. „Donnerndes Wasser“ bedeutet „Niagara“ in der Sprache der Ureinwohner Nordamerikas. So heißt der Fluss, der hier die Grenze zwischen Kanada und den USA bildet. Ein zweiter Niagarafall auf US-amerikanischer Seite hat eine Fallhöhe von „nur“ 21 Metern.

 

Durch die anhaltende Rekordkälte im Osten der USA und in Kanada sind die Wassermassen derzeit jedoch erstarrt und teilweise völlig eingefroren. Besuchern bietet sich momentan ein ebenso bizarres wie spektakuläres Bild - von donnerndem Wasser kann in diesen Tagen nicht die Rede sein. Aufregend bei wärmeren Temperaturen ist aber auch die Vogelperspektive. Bei einem Helikopter-Flug lässt sich der gewundene Lauf des Niagara River bis zu den Abbruchkanten der Wasserfälle in der Totalen überblicken. Man sichtet die scharfe Hufeisenform des kanadischen Falls und die hoch gelegene, grün bewachsene Ziegeninsel (Goat Island), die den kleineren US-amerikanischen Teil abspaltet. Enorm breit dehnen sich die wilden Wirbel und Stufen des Flusses, bevor er abstürzt. Wälder sind zu sehen, Siedlungen und in der Ferne die Ränder des Eriesees und des großen Ontariosees, die der Fluss verbindet.

Günstig für den Weinanbau

Dann sind die fantastischen zehn Flugminuten auch schon vorbei. Nach so viel Abenteuer freut man sich darauf, den berühmten Eiswein der Niagararegion zu probieren. Das Klima dieser Gegend ist günstig für den Weinanbau, und besonders für den Eiswein. Es gibt sogar eine Weinroute, gesäumt von 70 Weingütern. Eines davon ist Inniskillin Winery, nahe dem hübschen Städtchen Niagara-on-the-Lake. Zwischen den Reben lädt Madame Debi Pratt zur Verkostung unterm Sonnenschirm ein. Nach Riesling, Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Pinot noir kommen zum Schluss ein weißer und ein roter Eiswein auf den rustikalen Tisch. Würzig-süß ist der Geschmack, sehr intensiv und sehr gewöhnungsbedürftig.

Debi Pratt reicht dazu Camembert, eine Zitronen- und eine Schokoladencreme, doch unschlagbar ist eindeutig die Käse-Eiswein-Kombination. Von hier bis zum Algonquin Provincial Park, Ontarios ältestem und schönsten Naturpark, ist man dreieinhalb Stunden in nördlicher Richtung unterwegs. Der Park ist riesig und in seiner Vielfalt fast unerschöpflich. Über 7700 Quadratkilometer dehnen sich Wälder, Seen und Sumpflandschaften aus, in denen Elche, Schwarzbären, Wölfe, Hirsche, Biber und unzählige Wasservögel leben.

Ein Paradies für Wanderer und Kanuten in Waldeinsamkeit, das der Vorstellung von kanadischer Wildnis bestens entspricht. Auch die Kanadier lieben es, sich im Algonquin Park zu erholen, Toronto und Ottawa sind zudem nur wenige Autostunden entfernt. „Ich war mit meinen Eltern jedes Jahr im Urlaub hier“, erzählt der 27-jährige Matt bei einer Kanutour auf dem Lake Opeongo, einem von 2400 Seen im Park. Das gefiel ihm so gut, dass er einen Beruf daraus machte und heute als Ranger arbeitet. Beim Paddeln durch die verwunschene Seelandschaft halten die Touristen Ausschau nach Elchen. Der Ufersaum ist mit Gräsern bewachsen, Bäume, Wolken und seltsam schillernde Felsen spiegeln sich im Wasser.

Der kosmopolitische Charme

Um einen Elch aufzuspüren, braucht es viel Glück und die richtige Zeit. Am besten ist man mit einem Zelt unterwegs, per Boot, Mountainbike oder Trekking, dann sind die Chancen am größten. Auch die scheuen Schwarzbären bekomme man nur selten zu Gesicht, meint Matt, obwohl es ungefähr 2000 davon im Park gebe. Nicht einmal die Ranger würden mehr als einen oder zwei Bären im Jahr sehen. Auf jeden Fall sollte man einen Abstecher nach Ottawa einplanen, die weitläufige Hauptstadt Kanadas. Der kosmopolitische Charme dieser Metropole mit britischer Tradition und französischer Lebensart wirkt wie ein Crashkurs für gute Laune. Mitten durch die Innenstadt zieht sich der Rideau Canal, von Parks umgeben, Weltkulturerbe seit 2007.

Per Boot kann man die 202 Kilometer bis nach Kingston am Ontariosee schippern. Oder in ein kleines Fährschiff steigen und zum Canadian Museum of Civilization am Nordufer des Ottawa River fahren. Das quirlige Flair der City spürt man am besten im Byward-Market-Viertel rund um den alten, 1826 gegründeten Markt mit seinen kleinen Läden, Galerien und Szene-Bars. Mal schaut man bei dem skurrilen Barber Shop Wildroot vorbei, mal stöbert man ein bisschen in der extravaganten Designer- Boutique der Tänzerin Kania aus Westafrika. Oder bei Schokoladen-Stubbe. Der Deutsche Heinrich Stubbe hatte den 1845 in Meppen gegründeten Familienbetrieb in sechster Generation übernommen, bevor er vor 25 Jahren nach Kanada auswanderte. Heute liefert er seine Trüffel vor allem an Hotels - auch elegante Pumps aus dunkler Schokolade.

Infos zu Kanada

Anreise
Air Canada fliegt täglich ab Frankfurt nach Ottawa oder Toronto ( www.aircanada.com ). Einreise mit einem noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass. Die Niagara Falls sind mit dem Auto von Toronto aus in etwa zwei Stunden zu erreichen. Es fahren auch Züge von Toronto nach Niagara.

Unterkunft
In Toronto: Eaton Chelsea Hotel, 33 Gerrard Street West, zentral im Herzen der City gelegen. DZ ab 158 Euro: http://chelsea.eatonhotels.com .

Algonquin Provincial Park: Deerhurst Resort, 1325 Deerhurst Drive, Huntsville, Ontario P1H 2EB. An einem See und einem Golfplatz gelegenes Hotel mit einer mehr als 100 Jahre alten Geschichte. Beherbergte Obama, Sarkozy und Merkel beim G-8-Gipfel 2010. DZ ab 134 Euro: www.deerhurstresort.com .

In Ottawa: Hotel Indigo Ottawa, 123 Metcalfe Street. Nahe dem Parliament Hill und Rideau Canal gelegen. DZ Ab 144 Euro: www.hotelindigoottawa.com .

Veranstalter
Meier’s Weltreisen ( www.meiers-weltreisen.de ) bietet von Mai bis Oktober eine spezielle Ontario Collection by Leonardo-Reise zu den schönsten Orten Ontarios an. Die 15-tägige Selbstfahrer-Rundreise ab/bis Toronto kostet pro Person im DZ inkl. Flug und Mietwagen 1973 Euro. Bei Buchung dieser Reise erhält man pro Zimmer das von Leonardo für diese Reise entworfene Schmuckset, bestehend aus einem Armband mit sechs Anhängern im Wert von 195 Euro. Studiosus hat eine 12-tägige Gruppenreise in Kanadas Osten im Programm, die inkl. Flug, Reiseführer und vielen Extras ab 3290 Euro pro Person im DZ kostet ( www.studiosus.de ).

Allgemeine Auskünfte
Informationen zu Ontario Canada in deutscher Sprache: www.ontariotravel.net/de