Im Steinäcker haben Mitarbeiter der Stadt Stuttgart ein Loch gegraben. Unter der Straße soll ein neuer Abwasserkanal verlegt werden. Die Arbeiten sind ein Teil der Sanierung der Kanalisation im Stadtteil Riedenberg.

Riedenberg - Nein, ein Meteorit hat nicht eingeschlagen in Riedenberg. Doch der Gedanke schießt dem Beobachter durch den Kopf, wenn er das riesige Loch an der Straße namens Steinäcker in Augenschein nimmt. Einen Lastwagen könnte es locker verschlucken. Im Inneren der Öffnung führen Rohre in die Tiefe. Unter der Oberfläche wird nämlich gearbeitet. „Wir bauen jetzt sukzessive den Kanal unter dem Steinäcker. Den schließen wir dann an den Kanal unter der Schemppstraße an“, sagt Klaus Hofmann vom Tiefbauamt. Dies allein kostet die Stadt laut Informationen des Tiefbauamts circa 30 000 Euro.

 

Das unterirdische Abwassersystem unter Riedenberg bekommt also eine Art Bypass. Der soll Schmutzwasser, das von der Kirchheimer Straße kommt, künftig in Richtung Brunnenwiesen leiten. Der alte Kanal, der aus den 40er-Jahren stammt, soll dagegen in Zukunft nur noch Wasser transportieren, das an der Schemppstraße zwischen Steinäcker und Eichenparkstraße anfällt. Auch an der Eichenparkstraße rückten vor einigen Monaten die Bagger an. Zwischen Waldheim und Schemppstraße wurde der Kanal erneuert. So will die Stadt das in die Jahre gekommene Abwassersystem unter Riedenberg deutlich entlasten.

Kanalisation ist in die Jahre gekommen

Die Kanalisation stammt aus einer Zeit, in der noch weitaus weniger Häuser in Riedenberg standen als heute. Die Belastung der Abwasserkanäle ist deutlich größer als noch vor einigen Jahrzehnten. Zudem fallen Niederschläge heute heftiger aus als in den 1940er-Jahren. In Hinblick auf den Klimawandel, der allen Voraussagen nach noch mehr Starkregen bedeutet, musste die Stadt handeln.

Denn wenn die Kanäle den Wassermassen bei einem Unwetter nicht standhalten sollten, droht dem alten Teil Riedenbergs die Überschwemmung. Insgesamt 1,8 Millionen Euro stellte die Stadt für die Sanierung des Riedenberger Kanalsystems zur Verfügung. Die Arbeiten haben bereits vor einigen Monaten begonnen und bedeuten seither Beeinträchtigungen für Autofahrer.

Anschluss soll Ende September erfolgen

In der letzten Septemberwoche soll die Schemppstraße geöffnet werden. Dann soll der Bypass an der Kreuzung Schemppstraße und Steinäcker angeschlossen werden. Dies mache keine Vollsperrung des Verkehrs durch Riedenberg nötig. Die Autos würden seitlich an der Baustelle vorbeigeleitet, sagt Klaus Hofmann vom Tiefbauamt.

In Riedenberg scheint der Unmut über Verkehrsbehinderungen geringer zu wiegen als die Erleichterung darüber, dass die Kanalisation im Boden künftig leistungsfähiger wird. „Bei starkem Regen ist es schon beängstigend, wie das Wasser den Feigenweg und die Schemppstraße hinunterrauscht“, sagt der Riedenberger Günter Schönfeld. Künftig soll die Sorge vor volllaufenden Kellern also gebannt sein – dank dem Bypasses unter dem Erdboden.