Der Energiekonzern Repsol sucht von diesem Wochenende an vor Fuerteventura nach Erdöl. Die Proteste der Bevölkerung haben nichts genützt, doch Greenpeace wartet schon.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Fuerteventura - Greenpeace wartet schon. Die Umweltschutzorganisation hat ihr Forschungsschiff Arctic Sunrise in die Wasserstraße zwischen den Kanarischen Inseln und Marokko geschickt. Das offizielle Ziel lautet: Die biologische Vielfalt in dieser Region des Atlantiks zu untersuchen – „bevor sie Repsol zerstört“. Repsol ist der große spanische Energiekonzern, der in diesen Tagen mit der Suche nach Erdöl rund siebzig Kilometer östlich von Fuerteventura beginnen will, in einem Gebiet, dem es den Namen „Sandía“ gegeben hat, zu deutsch Wassermelone.

 

Die Regierung sieht keine Gefährdung

Hier soll bereits an diesem Wochenende das Bohrschiff Rowan Renaissance ankommen, das bis vor Kurzem noch vor der Küste Angolas nach Öl bohrte. Jetzt also vor den Kanaren. Rund 1000 Meter unter dem Meeresspiegel werden die Bohrungen ansetzen und von dort wahrscheinlich 3000 Meter in die Tiefe gehen.

Vielen Menschen auf den Kanaren sind die Bohrungen überhaupt nicht geheuer. „Die Gewässer, das Meer, der Strand, der Tourismus – das ist unser Erdöl“, sagt Antonio Hormiga vom Tourismusverband Fuerteventuras. So wie er fürchten viele Bewohner der spanischen Inselgruppe mögliche Schäden für die Umwelt und das Image. Denn Erdöl im Urlauberparadies, das passt für sie nicht zusammen.

Doch die spanische Regierung gab den Probebohrungen im August ihren Segen. Die Wahrscheinlichkeit eines Unglücks sei minimal, hieß es zur Begründung. Die kanarische Regionalregierung sieht das freilich anders. Sie wollte unter den Inselbewohnern eine Volksbefragung durchführen, doch die Regierung in Madrid hat dieses Vorhaben gestoppt. Nun muss das Verfassungsgericht entscheiden, ob die Befragung in näherer Zukunft doch noch stattfinden kann. Währenddessen bereitet Repsol alles für den Beginn der Bohrungen vor.

Bei der Prospektion könnten Wale zu Schaden kommen

Eine der Sorgen der Umweltschützer gilt den Meeressäugern. „Hier leben 28 der rund hundert Wal- und Delfinarten, die es auf dem Planeten gibt“, sagt Vidal Martín von der Gesellschaft für das Studium der Meeressäuger im Kanarischen Archipel. Die Bohrungen belasteten das Gehör und die Körper der Tiere, „das ist belegt“, erklärt Martín. Der Energiekonzern Repsol verspricht im Gegenzug, mögliche Auswirkungen der Bohrungen auf die Tierwelt im Blick zu haben. Ein Schiff mit drei Fachleuten an Bord werde das Verhalten von Walen und Delfinen im Gebiet Sandía beobachten, um frühzeitig mögliche Probleme festzustellen, hieß es.

Eine geschützte Walart könnte verhindern, dass auch in der Nähe der Balearen im Mittelmeer nach Erdöl gebohrt wird. Die Vertragsstaaten der sogenannten Bonner Konvention für den Schutz wandernder Wildtierarten haben vor Kurzem dem Cuvier-Schnabelwal den höchsten Schutzstatus zugesprochen.

Diese Walart, zu deren wichtigsten Lebensräumen die Inselgruppe der Balearen gehört, ist besonders lärmempfindlich. Doch für die Ortung möglicher Ölvorkommen werden Druckluftkanonen eingesetzt, die unter Wasser im Zehn- bis 15-Sekundentakt einen Explosionsschall mit bis zu 260 Dezibel aussenden. Dieser Lärm kann für den Cuvier-Schnabelwal tödlich sein. Den Plänen, bei Ibiza und Formentera nach Öl zu suchen, könne deswegen „nur eine Absage erteilt werden“, meint Carlos Bravo von der Bürgerinitiative Alianza Mar Blava.